Dein Hund atmet schwer und du bist dir unsicher, was die Ursache sein kann und ob du zum TA solltest? Dieses Symptom kann verschiedene Ursachen haben – von harmlos bis bedrohlich.
Normale vs. problematische Atmung – So erkennst du den Unterschied
Bevor wir in die möglichen Ursachen eintauchen, ist es wichtig zu verstehen, wie eine normale Hundeatmung aussieht. Ein gesunder Hund atmet in Ruhe etwa 10-30 Mal pro Minute, abhängig von Größe und Rasse (kleine Hunde atmet in der Regel etwas schneller). Die Atmung sollte gleichmäßig und entspannt sein. Hecheln ist für Hunde eine normale Methode zur Temperaturregulation, besonders nach körperlicher Aktivität oder bei Wärme. Ich empfehle meinen Kunden immer, bei ihrem Hund einige Mal die Atemzüge zu zählen, wenn es dem Hund augenscheinlich gut geht, so dass sie einen für ihren Hund bestehenden Normalwert haben.
Problematisch wird es, wenn:
- die Atmung auch in Ruhe und bei angenehmen Temperaturen schwer und angestrengt wirkt
- der Brustkorb sich übermäßig hebt und senkt
- du eine sog. Bauchatmung erkennst
- die Atemgeräusche ungewöhnlich laut oder rasselnd sind
- bläuliche Verfärbungen an Zahnfleisch oder Zunge auftreten
- dein Hund Atemnot zu haben scheint
Mögliche Ursachen für schwere Atmung bei Hunden
1. Hitze und körperliche Anstrengung
Die häufigste und harmloseste Ursache für verstärktes Hecheln oder dass dein Hund vermeintlich schwerer atmet ist körperliche Aktivität oder warme Umgebungstemperatur. Hunde regulieren ihre Körpertemperatur hauptsächlich über das Hecheln, da sie kaum Schweißdrüsen besitzen.
Was kannst du tun?
- Sorge für Abkühlung (Schatten, kühler Untergrund, leichte Wasserbenetzung)
Biete frisches Wasser an
Reduziere die Aktivität bei hohen Temperaturen
Achte besonders auf kurzschnäuzige Rassen (Brachyzephale), die grundsätzlich anfälliger für Atembeschwerden sind
2. Übergewicht
Überschüssiges Körpergewicht belastet nicht nur die Gelenke deines Hundes, sondern auch sein Atmungssystem. Das zusätzliche Gewicht drückt auf Zwerchfell und Lunge, was die Atmung erschwert. Ja, es kann also sein, dass dein Hund schwer atmet, weil er einfach zu dick ist.
Lies gerne meine passenden Artikel:
Übergewicht beim Hund – Ein unterschätztes Gesundheitsrisiko
Übergewicht beim Hund: Fitness und Diät
Was kannst du tun?
- Spreche mit einer Ernährungsberatung über einen gesunden Diätplan
- Erhöhe langsam und schonend die Bewegung
- Achte auf gelenkschonende Aktivitäten

Übergewicht belastet nicht nur die Gelenke, sondern den ganzen OrganismusFoto: freepik.com
3. Erkrankungen der Atemwege
Infektionen oder chronische Erkrankungen der Atemwege können zu schwerer Atmung führen:
- Bronchitis
- Lungenentzündung
- Zwingerhusten
- Herzwurmerkrankung
- Allergien
Was kannst du tun?
- Suche bei Verdacht umgehend einen Tierarzt auf
- Achte auf weitere Symptome wie Husten, Niesen oder Nasenausfluss
- Befolge den Behandlungsplan deines Tierarztes konsequent
4. Herzprobleme
Herzerkrankungen sind eine häufige Ursache für schweres Atmen bei Hunden, besonders im fortgeschrittenen Alter. Durch die verminderte Pumpleistung des Herzens kann es zu Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge kommen.
Was kannst du tun?
- Achte auf weitere Warnsignale wie Leistungsabfall, Husten oder Ohnmachtsanfälle
- Suche bei Verdacht sofort tierärztliche Hilfe
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen können Herzprobleme frühzeitig erkennen
5. Schmerzen
Als Hundephysiotherapeutin liegt hier ein besonderer Fokus meiner Arbeit. Schmerzen, besonders im Bewegungsapparat, können zu flacher, schneller bzw. schwerer Atmung führen. Hunde können ihre Schmerzen nur wenig verbal ausdrücken, und die Atmung ist oft ein wichtiger Indikator.
Was kannst du tun?
- Achte auf Verhaltensänderungen wie verminderte Aktivität, Unlust zu springen oder Treppen zu steigen
- Beobachte, ob dein Hund bestimmte Bewegungen vermeidet
- Suche bei Verdacht einen Tierarzt oder Hundephysiotherapeuten auf

Schmerzen verursachen viele Symptome: Starkes Hecheln oder eine schwere Atmung sind nur eines davon. Bildquelle: VitaliTier
6. Stress und Angst als Ursache für schweres Atmen beim Hund
Psychischer Stress kann zu beschleunigter Atmung führen. Hunde reagieren auf Angstreize oft mit Hecheln, selbst wenn keine körperliche Anstrengung vorliegt.
Was kannst du tun?
- Identifiziere mögliche Stressauslöser
- Schaffe eine ruhige, sichere Umgebung
- Bei anhaltenden Angstzuständen kann professionelle Verhaltensberatung helfen
Mehr zum Stress findest du u.a.
Entspannung für Hund und Halter – 3 Tipps für dich
Stress durch den Hund – Leben mit einem verhaltensauffälligen Hund
Wann solltest du zum Tierarzt gehen, wenn dein Hund schwer atmet?
Bei folgenden Anzeichen ist sofortiges Handeln erforderlich:
- Extreme Atemnot
- Blau verfärbte Zunge oder Zahnfleisch
- Offenes Maulatmen in Ruhe
- Verweigerung von Bewegung aufgrund von Atemproblemen
- Stark erweiterte Nasenlöcher
- Ungewöhnliche Körperhaltung beim Atmen (z.B. mit gestrecktem Hals und weit aufgerissenem Maul)
Warum ist das Erkennen von Schmerzen so wichtig?
Als Hundephysiotherapeutin kann ich aus Erfahrung sagen, dass Schmerzen einer der am häufigsten übersehenen Gründe für Verhaltens- und Gesundheitsveränderungen bei Hunden sind. Viele Besitzer interpretieren Verhaltensänderungen fälschlicherweise als Alterserscheinung oder Sturheit.
Chronische Schmerzen beeinträchtigen nicht nur die Lebensqualität deines Hundes, sondern können auch zu Folgeerkrankungen führen. Wenn ein Hund beispielsweise aufgrund von Schmerzen in der Hüfte seine Bewegungsmuster verändert, belastet er andere Gelenke übermäßig, was zu weiteren Problemen führen kann.
Die Atmung ist ein sensibler Indikator für Schmerzen. Ein Hund, der Schmerzen hat, wird oft flacher und schneller atmen. Durch frühzeitiges Erkennen und Behandeln von Schmerzen kannst du deinem Hund viel Leid ersparen und seine Lebensqualität deutlich verbessern.
Weiterführende Informationen
Möchtest du mehr über das Erkennen von Schmerzen bei deinem Hund erfahren?
Auf meinem Blog findest du weitere hilfreiche Artikel zu diesem wichtigen Thema:
Schmerzmittel für Hunde: Was mich zum Umdenken brachte
Schmerzen bei Hunden richtig erkennen: Was du als Besitzer wissen musst
Akute und chronische Schmerzen bei Hunden
Die Schmerzspirale: Wenn der Schmerz zur Belastung wird
Rassespezifische Schmerzerkennung: Herausforderungen bei Hunden mit einem starken „Will to Please“
Schmerz & Hundegehirn: Neurobiologische Einblicke & Einfluss aufs Training
Außerdem lade ich dich herzlich zu meinem Online-Vortrag „Hundegesundheit im Fokus – Schmerzen und Auffälligkeiten beim eigenen Hund erkennen” ein.
Hier lernst du praxisnahe Methoden, um Schmerzen bei deinem Hund frühzeitig zu erkennen und angemessen zu reagieren.
Dieser Artikel ersetzt nicht die tierärztliche Diagnose und Behandlung. Bei Unsicherheiten oder akuten Atembeschwerden deines Hundes solltest du immer einen Tierarzt konsultieren.