Siehst du Anzeichen, dass dein Hund Schmerzen hat? Hunde sind Meister darin, Schmerzen zu verbergen. Doch als aufmerksamer Hundehalter kannst du lernen, die subtilen Signale zu deuten.

Dieser Artikel soll Dir helfen, die Anzeichen von Schmerzen bei deinem Hund besser zu verstehen und rechtzeitig zu reagieren, damit er schnell die Hilfe bekommt, die er braucht.

Anzeichen Hund Schmerzen: Auch aktive Hunde können Schmerzen haben

Anzeichen Hund Schmerzen erkennen: Selbst wenn Ihr Hund aktiv ist, kann er Schmerzen haben. Achten Sie auf subtile Signale.

In diesem Blogbeitrag findest du eine Übersicht über die wichtigsten Anzeichen und Indizien, auf die du achten solltest. Zudem gebe ich Beispiele aus meiner eigenen Praxis und meiner persönlichen Erfahrung als Tiertherapeutin über die letzten 10 Jahre. Im jüngsten Artikel über Hundemassage findest du ebenfalls noch praktische Tipps für zuhause.

„Assume it is pain until proven otherwise.“ (Gehe davon aus, dass es Schmerzen sind, bis das Gegenteil bewiesen ist.) – ein Zitat von Dr. Debbie Gross, einer renommierten Hundetherapeutin.

Anzeichen für Schmerzen: Verhaltensänderungen bei deinem Hund 

Appetitlosigkeit: Frisst dein Hund nicht mehr?

Ein gesunder Hund frisst in der Regel mit Begeisterung. Verweigert er Futter oder frisst er deutlich weniger als sonst, kann das ein Anzeichen für Schmerzen sein. 

Beispiel: Dein Hund lässt sein Lieblingsleckerli liegen oder frisst nur widerwillig. 

Fallbeispiel aus der Praxis: Gerade nach Zahn-Operationen erlebe ich immer wieder, dass Hunde nicht mehr gerne fressen. Oft ist ein Kiefergelenk in Dysfunktionen, wodurch das Kauen unangenehm bis schmerzhaft ist. Löst man die sog. Blockade, fangen viele Hunde noch in der Praxis an, wieder zügig und gerne zu fressen. 

Mein Tipp: nach JEDER OP anschließend zum Check-Up in die Hundephysiotherapie-Praxis.

Wichtig: Wenn dein Hund nicht frisst und trinkt und nur schläft, ist dies ein ernstes Warnsignal. In solchen Fällen solltest du umgehend einen Tierarzt aufsuchen.

Anzeichen von Schmerzen bei Hunden erkennen: Beispiel: Schmerzen können bei Hunden zu Antriebslosigkeit führen

Apathie und Antriebslosigkeit können Anzeichen für Schmerzen bei Hunden sein. (Bild: freepik.com)

Aktivitätslevel: Lethargie oder Unruhe – Anzeichen für Schmerzen?

Schmerzen können zu Lethargie (einem Zustand von Antriebslosigkeit und Apathie) oder Müdigkeit führen. 

Beispiel: Dein Hund schläft deutlich mehr als sonst und wirkt teilnahmslos, obwohl er normalerweise aktiv und verspielt ist. 

Beachte auch, dass Hunde, die gefühlt immer nur rennen und toben beim Spaziergang, möglicherweise Schmerzen überspielen. Überaktivität kann manchmal ein Versuch sein, Schmerzen zu kompensieren.

Fallbeispiel aus der Praxis: Insbesondere Rassen, die eh einen gesteigerten Bewegungsdrang haben wie viele Arbeitsrassen, versuchen über das Rennen bzw. die Ausschüttung von Endorphinen durch das Rennen ihre Schmerzen zu überdecken. Zu oft wird das Verhalten jedoch abgetan mit der Begründung der Rasse.

Trauriger Hund mit apathischem Blick - Mögliches Schmerzsymptom

Veränderungen im Verhalten, wie z.B. Apathie oder Ängstlichkeit, können auf Schmerzen hindeuten. (Bild: freepik.com)

Rückzug: Versteckt sich dein Hund? Schmerz als mögliche Ursache

Ein Hund, der Schmerzen hat, zieht sich oft zurück und sucht die Ruhe. 

Beispiel: Dein Hund verkriecht sich unter dem Bett oder in einer Ecke und möchte nicht gestört werden.

Fallbeispiel aus der Praxis: Ein Patient – normalerweise fröhlich, verspielt und verkuschelt – wollte nach einem Sturz vom Bett nicht mehr gestreichelt werden und zog sich immer mehr zurück. Er hatte multiple Dysfunktionen. Nachdem diese behoben wurde, wurde er wieder der verspielte Hund, der sich auch gerne anfassen ließ.

Unruhe: Ist dein Hund unruhig?

Manche Hunde zeigen bei Schmerzen auch Unruhe und Nervosität. 

Beispiel: Dein Hund läuft unruhig hin und her, kann sich nicht hinlegen und wirkt gestresst. 

Besonders nachts kann diese Unruhe auffallen. Wenn dein Hund nachts unruhig ist und ständig den Platz wechselt, könnte dies auf Schmerzen hindeuten.

Fallbeispiel aus der Praxis: Ein alter Hund war recht tief gefallen. In der Tierklinik konnte die Tierärzte keine Auffälligkeiten und Verletzungen feststellen. Lediglich ein Knie hatte oberflächliche Hautverletzungen. Wenige Tage nach dem Unfall wanderte der Hund nachts nur noch umher und konnte nicht schlafen. Bereits nach dem ersten Mal Osteopathie für Hunde schlief der Hund nachts wieder durch. Eine Becken-Schiefstellung ließ den armen Kerl nachts nicht zur Ruhe kommen. Nach einem 2. Folgetermin war er wieder ganz der Alte und lebte noch etliche Monate als glücklicher Hundesenior.

Schlafender Hund - Auch im Schlaf können Schmerzsymptome auftreten.

Beobachte deinen Hund auch im Schlaf – Unruhe kann auf Schmerzen hindeuten. (Bild: freepik.com)

Vermehrtes Lecken/Knabbern: Wunde Stelle oder Schmerz?

Hunde lecken oder knabbern oft an Körperstellen, die ihnen Schmerzen bereiten. 

Beispiel: Dein Hund leckt ständig an seiner Pfote oder knabbert an seinem Rücken.

Fallbeispiel aus der Praxis: Knabbern und Belecken werden gerne mit einer Allergie oder Nahrungsunverträglichkeit bei Hunden verknüpft. Doch insbesondere Nervenschmerzen können das gleiche Verhalten bei Hunden auslösen. Ich hatte schon einige Patienten, bei denen wir nach einigen Behandlungen und einer passenden Schmerztherapie den Verdacht einer Allergie ausschließen konnten.

Hund leckt sich die Pfote - Anzeichen für Schmerzen oder Verletzung

Vermehrtes Lecken oder Knabbern an bestimmten Körperstellen kann auf Schmerzen hindeuten. (Bild: freepik.com)

Aggressivität oder Angst: Schmerzen können zu einer erhöhten Reizbarkeit führen, die sich in Aggression oder Angst äußern kann

Beispiel: Dein Hund knurrt oder schnappt, wenn man ihn berühren will oder hat Schwierigkeiten in Hundebegegnungen.

Fallbeispiel aus der Praxis: Ich erlebe es im Hundetraining leider doch regelmäßig. Hunde, die Probleme in Hundebegegnungen haben oder nicht gerne von fremden Menschen angefasst werden, haben unbekannte Schmerzen. Aus diesem Grund gehört für mich zu jeder Verhaltenstherapie bei Hunden (selbstverständlich aber auch bei Katzen und Pferden) die Abklärung auf Schmerzen dazu. 

Stell dir vor, du wurdest mehrfach von einem anderen Menschen angerempelt und es hat dir jedes Mal Schmerzen verursacht, weil du eine erkrankte Schulter hast – da würdest du nach einiger Zeit auch lieber auf mehrere Meter Abstand bestehen bzw. schon vorher laut brüllen “Komm mir nicht zu Nahe!” 

So ergeht es z.B. einem Patienten von mir: Hat er an einem Tag stärker Schmerzen, ist er deutlich aggressiver gegenüber Artgenossen als an Tagen, an denen seine chronischen Schmerzen weniger stark sind.

Unsauberkeit: Schmerzen können dazu führen, dass Hunde die Kontrolle über ihre Blasen- und Darmentleerung verlieren

Beispiel: Dein Hund hat plötzlich „Unfälle“ in der Wohnung, obwohl er stubenrein ist oder “läuft nachts aus”.

Fallbeispiel aus der Praxis: Bei manchen Hunden kann ein gestörtes Beckendiaphragma zu Inkontinenz führen. Ich habe schon erfolgreich Inkontinenz bei Hunden behandelt durch Elektrotherapie, Akupunktur und Osteopathie.


Atmung: Hecheln & Atemnot als Schmerzindikator

Hecheln: Wann ist Hecheln ein Anzeichen für Schmerzen?

Hunde hecheln aus verschiedenen Gründen, aber übermäßiges oder ungewöhnliches Hecheln kann ein Zeichen für Schmerzen oder Unbehagen sein.

Beispiele:

  • Dein Hund hechelt stark, auch wenn er sich nicht angestrengt hat.
  • Er hechelt plötzlich im Ruhezustand.
  • Nächtliches Hecheln ist besonders auffällig.
  • Hecheln in Kombination mit Unruhe, besonders bei älteren Hunden, sollte aufmerksam beobachtet werden.

Wichtig: Starkes Hecheln kann auch auf eine Überhitzung hindeuten. Achte auf weitere Symptome wie glasige Augen, erhöhte Körpertemperatur oder Koordinationsprobleme. Bei Verdacht auf Überhitzung ist schnelles Handeln erforderlich.

Schnelle/schwere Atmung: Atemnot als Schmerzsymptom

Eine ungewöhnlich schnelle oder angestrengte Atmung kann auf Schmerzen oder Atemnot hinweisen.

Beispiel: Dein Hund atmet schnell oder schwer, auch wenn er sich in Ruhe befindet.

Wenn du bemerkst, dass dein Hund schwer atmet, solltest du dies ernst nehmen und bei Anhalten der Symptome einen Tierarzt konsultieren.


Verdauung: Magen-Darm-Probleme als Warnsignal

Schmerzen können sich auch in Magen-Darm-Problemen äußern. Hier sind einige Anzeichen, auf die du achten solltest:

  • Durchfall: Plötzlicher oder anhaltender Durchfall kann auf Schmerzen oder Unwohlsein hindeuten.
  • Übelkeit: Wenn dein Hund würgt oder sich übergibt, könnte dies ein Zeichen für Schmerzen sein.
  • Bauchschmerzen: Ein aufgeblähter oder empfindlicher Bauch kann auf Schmerzen hinweisen.
  • Appetitlosigkeit: Wie bereits erwähnt, kann ein Verlust des Appetits ein Zeichen für Schmerzen sein.

Hausmittel bei leichten Verdauungsproblemen: Bei milden Magen-Darm-Problemen kann Schonkost wie gekochter Reis mit Hühnchen helfen. Es ist jedoch wichtig, bei anhaltenden Symptomen immer einen Tierarzt zu konsultieren.

Fallbeispiel aus der Praxis: Die Wirbelsäule und das Abdomen, also der Bauchbereich mit seinen Organen, sind strukturell miteinander verbunden. So können Rückenschmerzen bei Hunden auch Magen-Darm-Probleme bei Hunden auslösen und umgekehrt. Ich empfehle dir also einen Check-Up Termin in der Hundephysiotherapie bzw. Hundeosteopathie, wenn dein Hund immer wiederkehrende Magen-Darm-Probleme hat. Natürlich besteht nicht immer ein Zusammenhang, abgeklärt gehört es aber meiner Meinung nach auf jeden Fall.


Bewegungsapparat: Lahmheit, Steifheit & Auffälligkeiten

Hunde sind zwar Meister der Kompensation, aber wenn du genauer hinschaust, kannst du erkennen, ob dein Hund ein verändertes Gangbild zeigt oder sich anders hinsetzt, aufsteht, Treppen läuft etc.

Humpeln oder Schonhaltung

Ein Humpeln oder eine Schonhaltung eines Beines ist ein eindeutiges Zeichen für Schmerzen in der betroffenen Gliedmaße. 

Beispiele:

  • Dein Hund läuft nur auf drei Beinen oder belastet ein Bein deutlich weniger.
  • Er humpelt plötzlich oder zeitweise („Hund humpelt und dann wieder nicht“).

Tipp: Bei akutem Humpeln zuerst einen Tierarzt konsultieren, um ernsthafte Verletzungen auszuschließen. Zeigt dein Hund eine leichte bis mittlere Schonhaltung sollte  – neben ggf. einem Besuch beim Tierarzt – ein Besuch in einer Hundephysiotherapie-Praxis bzw. Hundeosteopathie stattfinden, um deinen Hund auf Muskelschmerzen, Verspannungen, Dysfunktionen (sog. Blockaden), verklebte Faszien etc untersuchen zu lassen.

Hund humpelt am Strand - Lahmheit als Schmerzsymptom

Gangauffälligkeiten wie Humpeln sind deutliche Anzeichen für Schmerzen im Bewegungsapparat. (Bild: Adobe Stock)

Steifheit und Schwierigkeiten bei Bewegung

Schmerzen in den Gelenken oder der Wirbelsäule führen oft zu Steifheit, besonders nach Ruhephasen, und können das Aufstehen, Hinlegen oder Treppensteigen erschweren. 

Beispiel: Dein Hund hat Schwierigkeiten beim Aufstehen am Morgen oder nach einem längeren Nickerchen und winselt oder jault, wenn er versucht aufzustehen oder Treppen zu steigen.

Diese Symptome können auf Arthrose hinweisen, eine häufige Erkrankung bei älteren Hunden. Es gibt Hausmittel wie Grünlippmuschel-Extrakt oder Omega-3-Fettsäuren, die unterstützen können. Eine tierärztliche Diagnose und Behandlung ist jedoch unerlässlich und eine Behandlung durch einen Hundephysiotherapeuten eine sinnvolle und effektive Ergänzung.

Fallbeispiel aus der Praxis: Neben Arthrose und Spondylose können natürlich sämtliche Gelenkerkrankungen bei Hunden Bewegungseinschränkungen hervorrufen. Es können aber auch Muskelschmerzen zu Schwierigkeiten beim Laufen, Treppensteigen etc führen. So haben viele Patienten z.B. starke Verspannungen im Breiten Rückenmuskel, die dazu führen, dass sie Schmerzen beim Treppab-Laufen haben oder z.B. die Vorderbeine nicht mehr so weit nach vorne schwingen können. Solche sog. Schrittverkürzungen sehe ich übrigens leider oft bei Hunden, die am Hundegeschirr (ich habe dazu auch bereits bei Instagram mehrere Beiträge verfasst) geführt werden. 

Auffällige Bewegungsmuster: Welpensitz, Humpeln & Co.

Ein Nach-Außen-Drehen der Ellbogen, ein immer wieder auftretendes Hochziehen eines Hinterbeines oder das Zeigen des sog. Welpensitzes (über das richtige Sitzen findest du mehrere Beiträge von mir auf Instagram) können auch auf Schmerzen durch orthopädische Erkrankungen hinweisen. 

Beispiel: Dein Hund hüpft beim Spaziergang immer mal wieder dreibeinig für einige Schritte, er zieht dabei ein Hinterbein hoch. Das wird meistens bei einer sog. Patella-Luxation gezeigt, d.h. die Kniescheibe deines Hundes springt immer wieder aus ihrer Rinne heraus.

Fallbeispiel aus der Praxis: Im Rahmen meines Online-Angebots “Gang- und Bewegungsanalyse” fiel auf, dass eine Hündin extrem steil im Bereich Kreuzdarmbein stand und lief. Zudem zeigte sie Einschränkungen in der Kniebeugung beim Laufen und zeigte Auffälligkeiten im Fell im Bereich der Oberschenkel. Mein Verdacht auf eine Hüftdysplasie bestätigte sich im anschließend durchgeführten Röntgen beim Tierarzt. 

In einem weiteren Fall einer Gang- und Bewegungsanalyse fiel auf, dass die Rute vermehrt zu einer Seite hin wedelte. Auch hier bestätigte sich beim Verdacht auf eine Dysfunktion.

Hund im breiten Sitz

Ein Sitz mit solch ausgestellten Hinterbeinen kann ein Hinweis auf Schmerzen sein. (Bild: Adobe Stock)

 

 

 

 

Ausgewachsener Hund sitzt nur auf einem Oberschenkel

Im Welpenalter noch normal, ist ein regelmäßiger „Welpensitz“ bei erwachsenen Hunden ein Warnhinweis. Es können Schmerzen bzw. orthopädische Erkrankungen vorliegen. (Bild: Adobe Stock)

 

Muskelabbau: Schmerzen als Ursache für Muskelschwund

Verliert dein Hund stetig an Muskeln und an Muskelkraft, kann das ebenfalls ein Schmerzanzeichen sein. 

Beispiel: Dein Hund verliert stetig Muskulatur am Oberschenkel, das kann ein Hinweis auf Hüftdysplasie sein.

Fallbeispiel aus der Praxis: Ein junger Border Collie- Mischling war zwar aktiv im Hundesport, durch das längere Fell fiel der Besitzerin jedoch nicht auf, dass die rechte Oberschenkelmuskulatur ihres Hundes deutlich weniger ausgeprägt war als die Linke. Beim Sporthunde-Check-Up fielen mir neben diesem Muskelungleichgewicht weitere Anzeichen für eine orthopädische Erkrankung auf. Auch hier fiel die anschließende Diagnose klar aus: Hüftdysplasie und beginnende Arthrose im Hüftgelenk.

Neben einer Schmerztherapie gibt es für diesen Hund nun ein angepasstes Hundefitnesstraining, um den Hund bestmögliches in seinem Wohlbefinden zu unterstützen.


Zittern & Zuckungen: Ein Zeichen für Unbehagen?

Zittern oder Zuckungen können ein Zeichen für Schmerzen sein. 

Beispiele:

  • Dein Hund zittert am ganzen Körper bzw. an den Gliedmaßen.
  • Er zuckt, wenn du ihn am Rücken berührst.
  • Dein Hund zittert im Ruhezustand oder verhält sich dabei ungewöhnlich.

Es ist wichtig zu beachten, dass Zittern auch andere Ursachen haben kann, wie Kälte oder Stress. Wenn das Zittern jedoch neu auftritt oder mit anderen Symptomen einhergeht, sollte dies abgeklärt werden.

Fallbeispiel aus der Praxis: Es gibt auch Hunderassen, die zum Zittern in den Gliedmaßen neigen. Bislang wurde noch kein bestimmtes Gen dafür ausgemacht. 


Gesichtsausdruck: Die Mimik deines Hundes verstehen

Hunde kommunizieren viel über ihre Mimik. Bei Schmerzen können subtile Veränderungen im Gesichtsausdruck auftreten, die leicht zu übersehen sind. Es ist wichtig zu beachten, dass die Intensität und Art des Schmerzes den Gesichtsausdruck beeinflussen können.

Achte auf folgende Anzeichen:

a) Angespannte Gesichtszüge: Ein schmerzender Hund zeigt oft eine angespannte Gesichtsmuskulatur, besonders um Nase, Mund und Augen. Die Stirn kann gerunzelt sein, was einen besorgten oder ängstlichen Eindruck vermittelt.

b) Veränderungen der Ohrposition: Bei milden Schmerzen können die Ohren nach hinten gerichtet oder flach am Kopf anliegend sein. Dies kann in Kombination mit hochgezogenen Augenbrauen einen „traurigen“ Gesichtsausdruck erzeugen.

c) Augenausdruck: Die Augen können je nach Schmerzintensität unterschiedlich reagieren. Bei leichten Schmerzen sind sie möglicherweise halb geschlossen. Bei starken Schmerzen können die Pupillen geweitet sein und die Augen einen ängstlichen oder starren Blick zeigen.

d) Veränderungen im Mundbereich: Schmerzende Hunde können die Lefzen anspannen oder zurückziehen, was zu einem grimassierenden Ausdruck führt. Übermäßiges Hecheln kann ebenfalls ein Anzeichen für Unbehagen sein.

Es ist wichtig zu beachten, dass rassebedingte Unterschiede die Interpretation von Schmerzausdrücken erschweren können, besonders bei Hunden mit flachen Gesichtern (brachyzephale Rassen). Daher sollte der Gesichtsausdruck immer im Kontext des Gesamtverhaltens des Hundes betrachtet werden.

Tipp für Hundebesitzer: Mache dich mit dem normalen Gesichtsausdruck deines Hundes vertraut. So kannst du Veränderungen schneller erkennen und im Zweifelsfall einen Tierarzt oder Therapeuten konsultieren.

Ängstlicher Hundewelpe mit traurigem Blick - Schmerzsymptome erkennen

Ein ängstlicher oder trauriger Gesichtsausdruck kann ein subtiles Anzeichen für Schmerzen sein. (Foto: freepik.com)

Sonstige Anzeichen

  • Fiepen oder Jaulen: Wenn dein Hund ungewöhnlich oft oder in bestimmten Situationen fiept oder jault, könnte dies auf Schmerzen hindeuten.
  • Übermäßiges Speicheln: Starkes Speicheln kann auf Übelkeit oder Schmerzen im Mund- oder Rachenbereich hinweisen.
  • Nasenprobleme: Eine schmerzende Nase bei Berührung oder Anzeichen von Nasenpilz erfordern tierärztliche Aufmerksamkeit.
  • Augenprobleme: Gerötete Augen bei Hunden oder juckende Augen erfordern ebenfalls tierärztlicher Abklärung.

Zusammenfassung: Anzeichen von Schmerzen beim Hund erkennen

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jedes dieser Anzeichen zwingend auf Schmerzen hindeuten muss. Auch andere Ursachen können dahinter stecken. Das Schmerzempfinden ist auch von Hund zu Hund individuell. Beobachte deinen Hund genau und suche bei Auffälligkeiten immer den Rat eines Tierarztes bzw. Therapeuten. 

Hunde sind zwar Meister der Kompensation, aber wenn du genauer hinschaust, kannst du auch subtile Anzeichen erkennen. Je früher du die Anzeichen erkennst, desto schneller kannst du deinem Hund helfen und seine Lebensqualität verbessern. Bedenke aber auch die Herausforderungen bei rassespezifischer Schmerzerkennung bei Hunden mit starkem „Will to Please“.

Zudem kannst du neben deinen Beobachtungen auch einfache Griffe und Tests lernen, um Schmerzen und Auffälligkeiten bei deinem Hund zu erkennen. In meinem Online-Workshop zeige ich dir genau diese Tests, so dass du zuhause regelmäßig überprüfen kannst, ob dein Hund vielleicht Schmerzen hat. Dieser Vortrag hilft dir ein gutes Auge für deinen Hund zu entwickeln und er hilft dir dabei noch besser in der Gesundheitsprävention für deinen Hund aktiv zu werden.

Wichtiger Hinweis: Bei Verdacht auf schwerwiegende Erkrankungen wie Krebs oder wenn dein Hund starke Schmerzen zu haben scheint, ist sofortige tierärztliche Hilfe unerlässlich. Die Entscheidung, einen Hund zu erlösen, sollte immer in Absprache mit einem Tierarzt getroffen werden, um unnötiges Leid zu vermeiden.

Tierärztin untersucht Hund - Schmerzdiagnose beim Tierarzt

Suche bei Verdacht auf Schmerzen immer einen Tierarzt auf. (Bild: freepik.com)

Ausblick auf nächsten Artikel: 

In den nächsten Artikeln schauen wir uns an, warum Hunde ihre Schmerzen verstecken möchten, welche neurobiologischen Mechanismen hinter schmerzbedingten Verhaltensänderungen stecken, was der Unterschied zwischen akuten und chronischen Schmerzen ist und wie sich Schmerzen in den verschiedenen Körperbereichen auswirken können sowie weitere wichtige Themenbereiche rund um Schmerz bei Hunden.

Hund wird gebürstet - Vorsicht bei Berührungsempfindlichkeit!

Reagiert dein Hund empfindlich auf Berührungen? Das könnte ein Hinweis auf Schmerzen sein. (Bild: freepik.com)


Quellen u.a.:

Current Advances in Assessment of Dog’s Emotions, Facial Expressions, and Their Use for Clinical Recognition of Pain

Recognition and Assessment of Pain in Animals

Dogs might have evolved to read your emotions

How does pain affect behaviour?