Schmerz ist eine natürliche Reaktion des Körpers, die uns vor Verletzungen und Schädigungen warnt. In den meisten Fällen verschwindet der Schmerz, wenn die Ursache behoben ist. Hier sprechen wir von einem Akut-Schmerz, der sinnvoll für Mensch und Tier ist.

Doch manchmal kann sich der Schmerz zu einer anhaltenden Belastung entwickeln, die das Leben unserer Tiere stark beeinträchtigt. Es handelt sich um einen chronischen Schmerz, der weitreichende Folgen hat.

Chronischer Schmerz entsteht, wenn der Schmerz nach der Akutphase nicht endet und die sog.  Schmerzspirale – einem Teufelskreis aus physischem Schmerz, emotionalen Faktoren und psychischen Belastungen – begonnen hat.

Ziel einer sog. Schmerztherapie ist also in der Regel die Linderung oder sogar das Durchbrechen dieser Schmerzspirale.

Schmerzlinderung mittels Elektrotherapie

             Schmerzlinderung durch z.B. Elektrotherapie 

Der Anfang der Schmerzspirale

Die Schmerzspirale beginnt oft mit einer akuten Verletzung oder Erkrankung, die zu anhaltendem Schmerz führt. Ab wann die Akutphase beendet sein sollte, wird durchaus unterschiedlich bewertet.  Schmerzen, die länger als wenige Tage andauern, können wir aber meistens schon als kritisch betrachten.  Wenn der Schmerz länger anhält, fängt der Körper an zu kompensieren/zu entlasten. Es kommt u.a. zu Muskelverspannungen und weiteren körperlichen Beschwerden.

Bei unseren Tieren müssen wir – außer beim meist deutlich erkennbaren Akutschmerz – genauer beobachten, denn oft sehen wir erst Schmerzanzeichen, wenn die spezifische Schmerztoleranzgrenze des Tieres überschritten wurde.

 

Schmerzanzeichen

Es gibt verschiedene Schmerzeichen, die wiederum nicht bei jedem Tier gleich auftreten. Typische Schmerzzeichen sind:

  • Lautäußerungen
  • Lahmen
  • Belecken/Benagen von Körperbereichen
  • veränderte Bewegungsmuster wie z.B. ein hochgezogener Rücken, Passgang oder das Vermeidung von bestimmten Bewegungen wie Springen etc
  • Bauchatmung, starkes Hecheln, Schmatzen
  • Magen-Darm-Probleme
  • Verhaltensveränderungen wie gesteigerte Ängstlichkeit, Aggression, verminderter Spieltrieb, weniger Bewegungslust etc

               Schlecken, Nagen, Knabbern können Schmerzzeichen sein

Die Spirale dreht sich

Die Verspannungen und körperlichen Beschwerden wiederum verstärken den Schmerz und können zu einer eingeschränkten Beweglichkeit und sog. Dysfunktionen führen. Die Tiere meiden möglicherweise bestimmte Aktivitäten oder Bewegungen, um den Schmerz zu vermeiden. Dadurch werden jedoch die Muskeln ungleich benutzt und somit bereichsweise geschwächt bzw. überlastet. Dies wiederum führt zu einer weiteren Verschlechterung der körperlichen Gesundheit.

Ein Teufelskreis entsteht, in dem der Schmerz durch die physischen und emotionalen Faktoren verstärkt wird.

 

Das Schmerzgedächtnis

Eine weitere Komponente der Schmerzspirale ist das Phänomen des „Schmerzgedächtnisses“. Das Nervensystem reagiert empfindlicher auf Schmerzreize, sodass später auch geringfügige Reize zu starken Schmerzen führen können. Dies wird als „Schmerzüberempfindlichkeit“ bezeichnet. Das Schmerzgedächtnis kann zudem dazu beitragen, dass der Schmerz anhält, selbst wenn die ursprüngliche Verletzung oder Erkrankung bereits abgeklungen ist. Das Tier bleibt in der Kompensation und deren schädigende Wirken, obwohl es nicht mehr erforderlich wäre.

Das Schmerzgedächtnis lässt sich kaum bis nicht mehr „löschen“. Umso wichtiger ist, möglichst rechtzeitig den Kreislauf zu unterbrechen!

 

Psychische Belastungen

Der anhaltende Schmerz kann auch erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben. Auch Tiere können in einen Teufelskreis aus Depressionen, Angstzuständen und Schlafstörungen geraten. Diese psychischen Belastungen wiederum verstärken den Schmerz und erhalten die Spirale aufrecht.

       

Den Teufelskreis durchbrechen

Die Behandlung der Schmerzspirale erfordert einen ganzheitlichen und multidisziplinären Ansatz. Es ist wichtig, dass die Tiere eine umfassende medizinische Betreuung erhalten. Dazu gehören möglicherweise Schmerzmedikamente und/oder Physiotherapie, Osteopathie, etc

 

Fazit

Die Schmerzspirale ist ein komplexes Phänomen, das sich negativ auf das Leben von unserer Tiere auswirken kann. Es ist wichtig, dass Hunde, Katzen, Pferde mit chronischem Schmerz die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um ein möglichst schmerzfreies Leben zu erhalten. Durch einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl klassische Schulmedizin wie auch sog. Alternativmedizin berücksichtigen kann, ist das Ziel den Schmerz zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern bzw. zumindest zu erhalten.