Hunde sind Meister darin, Schmerzen zu verbergen. Als fürsorglicher Hundebesitzer stehst du daher vor der Herausforderung, das Wohlbefinden deines Hundes richtig einzuschätzen. Hier kommt das Schmerztagebuch ins Spiel – ein wertvolles Instrument, um subtile Veränderungen im Verhalten deines Hundes zu erkennen und zu dokumentieren, die auf Schmerzen hindeuten könnten.

Es ist ein hilfreiches Tool um den Schmerzverlauf bei einem chronischen Schmerzpatienten zu dokumentieren. Dadurch kannst du auch viel leichter mit deinem Tierarzt und Hundephysiotherapeuten über den aktuellen Zustand deines Hundes sprechen bzw. leichter ggf. weitere Maßnahmen ergreifen.

Eine kostenlose Vorlage zum Download findest weiter unten im Artikel.

Schmerztagebuch für Hunde: Ein kleiner Hund mit braun-weißer Fellfarbe liegt entspannt in der Sonne. Das Bild zeigt den Hund von der Seite, seine Augen sind geschlossen, und er scheint die Wärme zu genießen.

Ein Schmerztagebuch kann helfen, dass unseren Liebsten schneller und gezielter geholfen werden kann.

Was ist ein Schmerztagebuch für Hunde?

Ein Schmerztagebuch für Hunde ist ein strukturiertes Dokumentationssystem, das es dir ermöglicht, das Schmerzverhalten deines Hundes systematisch zu beobachten und aufzuzeichnen.

Anders als bei Menschen, die ihre Schmerzen verbal kommunizieren können, müssen wir bei Hunden auf nonverbale Signale und Verhaltensänderungen achten.

Das Tagebuch dient als „Stimme“ deines Hundes in Bezug auf Schmerzen und Wohlbefinden.

Die Wichtigkeit eines Schmerztagebuches

Ein Schmerztagebuch bietet mehrere wichtige Vorteile:

  • Frühzeitige Erkennung von Gesundheitsproblemen
  • Unterstützung bei der Diagnose und Behandlung
  • Verbesserung der Kommunikation mit dem Tierarzt/Tiertherapeuten
  • Langzeitüberwachung chronischer Erkrankungen

Wie führt man ein Schmerztagebuch für Hunde?

Je nachdem, wie intensiv du das Schmerztagebuch führen möchtest, erfordert es Konsistenz und Aufmerksamkeit, um eine genaue Überwachung zu gewährleisten:

  1. Häufigkeit der Einträge: Bei akuten Schmerzen alle 2-3 Stunden, bei chronischen Schmerzen täglich oder zweimal täglich.
  2. Konsistenz in der Beobachtung: Versuche, die Beobachtungen immer zur gleichen Tageszeit und unter ähnlichen Bedingungen durchzuführen. Sollte besondere Ereignisse eintreffen, notiere diese aber auch unbedingt.
  3. Verwendung einer Schmerzskala: Nutze z.B. eine Skala von 0-3, wobei 0 = kein Schmerz, 1 = geringgradiger Schmerz, 2 = mittelgradiger Schmerz und 3 = hochgradiger Schmerz bedeutet. 
Eine Tabelle zur Bewertung von Schmerzen bei Hunden und Katzen, die vier Schweregrade (0 keine Schmerzen, 1 geringgradige Schmerzen, 2 mittelgradige Schmerzen, 3 hochgradige Schmerzen) in den Bereichen Adspetkion, Palpation und Verhalten beschreibt. Die Tabelle enthält detaillierte Anzeichen und Symptome für jeden Schweregrad.

Tabelle zur Beurteilung von Schmerzen bei Hunden und Katzen, geordnet nach Schweregrad (0 bis 3) und unterteilt in die Kategorien Adspetkion, Palpation und Verhalten. Quelle: Initiative tiermedizinische Schmerztherapie

Selbstverständlich kannst du, insbesondere bei chronischen Schmerzpatienten, die Skala noch differenzierter gestalten und z.B. eine Skala von 1-10 verwenden. Eine andere Möglichkeit ist z.B. auch das Kleben oder Zeichnen von Smilies (siehe Vorlage). 

Ein Schmerztagebuch ist eben besonders nützlich bei der Behandlung chronischer Schmerzen, da es langfristige Trends und subtile Veränderungen aufzeigen kann, die bei einzelnen Tierarztbesuchen möglicherweise übersehen werden. Deswegen rate ich inzwischen all meinen Kunden mit chronischen Schmerzpatienten zur Führung eines Schmerztagebuchs.

Beispiel für einen Tagebucheintrag:

Datum: 15.05.2024

Zeit: 08:00 Uhr

Schmerzskala: 2 (mittelgradiger Schmerz)

Aktivität: Morgenspaziergang

Beobachtungen: Leichtes Humpeln, zögert beim Treppensteigen

Medikation: 1 Tablette Schmerzmittel X

Welche Informationen sollten erfasst werden?

Basierend auf den Kriterien zur Beurteilung von Schmerzen bei Hunden, kannst folgende Aspekte beobachten und notieren:

  1. Adspektion (Beobachtung):
  • Körperhaltung und Bewegung
  • Anzeichen von Lahmheit
  • Blick zum schmerzenden Bereich
  1. Palpation (Berührung):
  • Reaktionen auf Berührungen
  • Abwehrverhalten bei Palpation
  1. Verhalten:
  • Aktivitätsniveau
  • Fress- und Trinkverhalten
  • Schlafmuster
  • Sozialverhalten
  1. Medikation:

Anzeichen von Schmerzen bei Hunden

Hunde zeigen Schmerzen auf vielfältige Weise. Hier eine Übersicht basierend auf der Schmerzskala:

0 (keine Schmerzen):

  • Normale Körperhaltung und Bewegung
  • Keine Abwehr bei Palpation
  • Normales Verhalten und Nahrungsaufnahme

1 (geringgradige Schmerzen):

  • Eventuell geringgradige Lahmheit
  • Abwehr/Verspannung bei Palpation mit starkem Druck
  • Leichte Abweichungen vom normalen Verhalten

2 (mittelgradige Schmerzen):

  • Deutliche Lahmheit
  • Abwehr/Verspannung bei Palpation mit leichtem Druck
  • Inaktivität, Trägheit, reduzierte Nahrungsaufnahme

3 (hochgradige Schmerzen):

  • Zusätzlich zu 2: Belecken, Kratzen, Beißen schmerzhafter Regionen
  • Abwehr/Verspannung bereits vor Palpation
  • Deutliche Verhaltensänderungen, kaum/keine Nahrungsaufnahme

Schmerzzeichen sind aber durchaus individuell. Je besser du also den Zustand deines Hundes ohne Schmerzen kennst, desto leichter wird es dir fallen, die Unterschiede zu bemerken. 

 


Online-Vortrag für Schmerzen erkennen

Möchtest du mehr über Schmerzzeichen bei Hunden lernen und sogar einfach, aber effiziente Tests lernen, empfehle ich dir meinen Online-Vortrag “Ein kritischer Blick auf den eigenen Hund – Schmerzen und Auffälligkeiten erkennen”.

In diesem Online-Vortrag erkläre ich dir u.a. wie du deinen Hund selbst auf Schmerzen und Auffälligkeiten testen kannst, um so rechtzeitig Veränderungen feststellen und entsprechend reagieren zu können.

Du weißt bereits, dass dein Hund Schmerzen hat aufgrund von Arthrose oder Hüftdysplasie. Dann kannst du deinen Hund auch Zuhause mit einem bewährten Programm unterstützen:

Für deinen Hund mit Arthrose findest du im Online-Kurs „Diagnose Arthrose – das kannst du tun“ ein bewährtes Programm.

Für deinen Hund mit Hüftdysplasie findest du im Online-Kurs „Diagnose HD – das kannst du tun“ ein Programm speziell für Hunde mit HD.

 


Vorteile des Schmerztagebuchs für Hundebesitzer und Tierärzte/Therapeuten

Ein gut geführtes Schmerztagebuch bietet dir zahlreiche Vorteile:

  • Besseres Verständnis des Gesundheitszustands deines Hundes
  • Effektivere Behandlungsplanung, da du nachvollziehbar Veränderungen festhalten kannst
  • Früherkennung von Nebenwirkungen

Praktische Tipps zur konsequenten Nutzung

  • Binde die Pflege des Schmerztagesbuches in deine tägliche Routine ein.
  • Nutze z.B. Erinnerungen oder Alarmen auf deinem Handy
  • Beziehe alle Familienmitglieder mit

Fallbeispiel: Ein Schmerztagebuch in Aktion

Bobbi, 10-jähriger Labrador mit Arthrose, Bobbis Frauchen begann vor einigen Wochen ein Schmerztagebuch zu führen. Hier ein Auszug:

Datum: 01.06.2024

Schmerzskala: 2

Beobachtungen: Zögern beim Treppensteigen, reduzierte Aktivität

Maßnahmen: Kurzer Spaziergang, Wärmekissen

Datum: 05.06.2024

Schmerzskala: 3

Beobachtungen: Starkes Humpeln, verweigert längeren Spaziergang

Maßnahmen: Schmerzmittel erhöht, Ruhe verordnet

Datum: 10.06.2024

Schmerzskala: 1

Beobachtungen: Leichtes Humpeln, aber aktiver

Maßnahmen: Physiotherapie begonnen

Durch diese detaillierten Aufzeichnungen konnten wir in Zusammenarbeit mit seinem Tierarzt die Behandlung optimal anpassen, was zu einer deutlichen Verbesserung seiner Lebensqualität führte.

Expertenmeinungen

Tierärzte und Schmerzspezialisten betonen übereinstimmend den hohen Wert eines gut geführten Schmerztagebuches. Denn es liefert wichtige Einblicke in den Alltag des Tieres, die während einer kurzen Sprechstunde oft nicht gewonnen werden können. Die detaillierten Aufzeichnungen ermöglichen es den Veterinärmedizinern, den Verlauf von Schmerzen und die Wirksamkeit von Therapien genauer zu beurteilen. Hundebesitzer, die konsequent ein Schmerztagebuch führen, tragen dadurch maßgeblich zur optimalen Behandlung ihres Vierbeiners bei. Diese systematische Beobachtung und Dokumentation wird von Fachleuten als wertvolles Instrument in der Schmerztherapie bei Hunden angesehen.

Deshalb bin ich für meine Arbeit als Hundephysiotherapeutin immer sehr dankbar, wenn die Patientenbesitzer ein Schmerztagebuch führen. So ist es für mich leichter nachvollziehen, an welchen Bereiche ich die Therapie ggf. noch anpassen sollte etc.

Schmerztagebücher sind natürlich für alle Zwei- oder Vierbeiner nützlich. Ursprünglich stammen sie aus der Humanmedizin und werden nun auch verstärkt für Haustiere verwendet.

Schmerztagebücher sind natürlich für alle Zwei- oder Vierbeiner sinnvoll. Ursprünglich stammen sie aus der Humanmedizin und werden nun auch verstärkt für Haustiere verwendet. Hier bin ich mit meinem Kater Graden zu sehen.

Kostenlose Schmerztagebuch-Vorlage

Vorlage für ein SchmerztagebuchUm dir den Einstieg zu erleichtern, habe ich eine kostenlose PDF-Vorlage für ein monatliches Schmerztagebuch erstellt.

Du kannst diese hier ansehen und herunterladen: https://pdfupload.io/docs/210806c9

Anleitung zur Verwendung:

  1. Drucke die Vorlage aus oder nutze sie digital.
  2. Fülle täglich die Felder für Datum, Schmerzintensität und Beobachtungen aus.
  3. Notiere ggf. verabreichte Medikamente und deren Wirkung.
  4. Bringe dann das ausgefüllte Tagebuch zu jedem Tierarzt- bzw. Therapeutenbesuch mit.

Weitere Vorlagen findest du auf diesen Seiten:

Informiert bleiben ist dir wichtig?

Fazit

Ein Schmerztagebuch ist ein hilfreiches Werkzeug. Es hilft dir,, die stummen Signale deines Hundes zu verstehen und zu interpretieren.

Durch die konsequente Nutzung kannst du frühzeitig auf Veränderungen reagieren und gemeinsam mit deinem Tierarzt/Hundephysiotherapeuten die bestmögliche Behandlung für deinen Hund finden.

Quick Guide: Schmerztagebuch für Hunde

  1. Wähle ein Format (digital oder analog)
  2. Beobachte täglich Verhalten, Bewegung und Reaktionen
  3. Nutze eine Schmerzskala 
  4. Notiere Medikamente und deren Wirkung
  5. Sei konsistent in deinen Beobachtungen
  6. Teilee die Einträge mit deinem Tierarzt bzw. Tiertherapeuten

 

Hinweis: Ausgehende Internet-Links dienen rein zur Information und sollen keine Empfehlung für eine Seite, Unternehmen oder Produkt aussprechen. Bezahlte Links oder Kooperationen werde ich immer als solche deutlich kennzeichnen.