Hast du dich jemals gefragt, ob es beim Lösen von Blockaden bei deinem Hund oder Pferd immer krachen muss? Vielleicht bist du noch nie mit deinem Vierbeiner beim Physiotherapeuten, Osteopathen oder Chiropraktiker gewesen und stellst dir diese Frage. In diesem Artikel werden wir die Wahrheit hinter diesen Behandlungsmethoden aufdecken und mit einigen weit verbreiteten Mythen aufräumen.
Was sind Blockaden bzw. Wirbelblockaden?
Unter einer Blockade (unter Therapeuten auch als Dysfunktion bezeichnet) verstehen wir die funktionelle Fehlstellung eines Wirbels bzw. die Bewegungseinschränkung eines oder mehrerer Zwischenwirbelgelenke bzw. eine Funktionsbeeinträchtigung von Gelenken . Die damit in Zusammenhang stehenden Muskelverspannungen sind rechts und links der Wirbelsäule bzw. um das betroffenen Gelenk spürbar. Ziel sollte also meiner Meinung nach stets das Lösen der Blockade sowie das Lösen der muskulären Verspannung sein (ebenso wie die Faszien als Teil des System verstanden und behandelt werden sollten).
Blockaden in der Wirbelsäule: Die Realität hinter dem „Knacken“
Entgegen der weit verbreiteten Annahme muss es bei der Behandlung von Wirbelblockaden bei Hunden bzw. Pferden nicht zwangsläufig zu einem hörbaren „Knacken“ kommen. In der Realität arbeiten qualifizierte Therapeuten meist leise und so sanft wie möglich. Das bedeutet nicht, dass du nie ein Geräusch hören wirst, aber es ist bei weitem nicht so dramatisch oder häufig, wie es oft in den Sozialen Medien dargestellt wird.
Wenn du doch einmal ein leises Knacken hörst, sei beruhigt: Nach aktuellem Stand der Medizin entsteht dieses Geräusch dadurch, dass im Gelenkspalt Gasbläschen gebildet werden, die dann durch Zug oder Druck bei der Therapie platzen. Es ist weder schädlich noch ein Indikator für den Erfolg der Behandlung. Oft sind es sogar die sanft gelösten Dysfunktionen oder Blockaden, die langfristig nicht wiederkehren.
Der Einfluss von Social Media und TV
In den letzten Jahren haben Social Media und Fernsehsendungen ein verzerrtes Bild von tierphysiotherapeutischen bzw. chiropraktischen Behandlungen vermittelt. Vielleicht hast du selbst schon Videos gesehen, in denen „Therapeuten“ Behandlungen durchführen, bei denen es laut knackt, gefolgt von einer scheinbar sofortigen Genesung des Tieres.
Diese Darstellungen sind irreführend und entsprechen nicht der Realität. Wenn du genauer hinsiehst, wirst du oft folgende Probleme erkennen:
Zunächst einmal werden häufig Techniken aus der Humanmedizin angewendet, die anatomisch für Hunde oder auch andere Tiere völlig ungeeignet sind. Der Körperbau eines Hundes oder einer Katze unterscheidet sich von dem eines Menschen, und was für uns funktioniert, kann für unsere Haustiere ineffektiv oder sogar schädlich sein.
Weiterhin siehst du oft Griffe, die solch laute Geräusche gar nicht verursachen können. Diese werden möglicherweise nachträglich hinzugefügt, um einen dramatischen Effekt zu erzielen. In der Realität sind die meisten Behandlungen viel subtiler und leiser.
Besonders bedenklich ist, wenn Tiere nach der Behandlung Stresssymptome und Beschwichtigungsverhalten zeigen, die fälschlicherweise als „Dankbarkeit“ interpretiert werden. Als Hundebesitzer ist es wichtig, dass du die Körpersprache deines Hundes verstehst. Zeichen von Stress oder Unbehagen sollten niemals ignoriert oder falsch interpretiert werden.
Ursachen von Blockaden beim Hund
Um zu verstehen, was beim Lösen von Blockaden wirklich passiert, ist es wichtig, dass du die möglichen Ursachen von Blockaden kennst. Blockaden oder Dysfunktionen können verschiedene Gründe haben. Häufig sind es Muskelverspannungen, die zu einer eingeschränkten Beweglichkeit führen. In anderen Fällen kann der Gelenkbewegungsspielraum vermindert sein, was oft mit Schmerzen einhergeht. Manchmal ist auch der Fluss von Blut, Lymphe oder Nervenimpulsen gestört, was zu einer Vielzahl von Symptomen führen kann. Auch (Mikro-) Traumen und Stress können eine Rolle spielen. Zu viel oder zu wenig Bewegung spielen ebenso eine Rolle, so scheinen übergewichtige Hunde und Sporthunde bzw. Sportpferde häufiger Blockaden zu haben. Und bei Hunden dürfen wir die Genetik bzw. den Körperbau des Hundes nicht unterschätzen. Manche Hundetypen scheinen mehr zu Blockaden zu neigen als andere, so zumindest meine Erfahrung aus über 10 Jahren Praxis.
Und: Eine schlecht sitzende Ausrüstung, wie das Geschirr beim Hund oder der Sattel beim Pferd sind ebenfalls oft Ursache von Blockaden. Hier gilt es dann natürlich die Ausrüstung zu korrigieren, um die erneute Entstehung von Blockaden zu vermeiden.
Als Tierbesitzer merkst du vielleicht, dass dein Haustier nicht mehr so geschmeidig läuft wie früher, bestimmte Bewegungen vermeidet oder generell weniger aktiv ist. Dies können Anzeichen für solche Blockaden sein.
Blockaden lösen: Was passiert beim Lösen von Blockaden?
Therapeuten verwenden verschiedene sanfte manuelle Techniken, um diese Blockaden zu lösen. Dazu gehören Mobilisationen, bei denen Gelenke vorsichtig durch ihren natürlichen Bewegungsradius geführt werden, und Dehnungen, die verkürzte Muskeln und Faszien wieder geschmeidig machen. Diese Techniken sind oft so subtil, dass du als Zuschauer kaum etwas siehst oder hörst.
Ein guter Therapeut betrachtet dabei immer den gesamten Körper deines Tieres, nicht nur den Bereich mit offensichtlichen Symptomen. Denn oft kann eine Blockade in einem Bereich Auswirkungen auf ganz andere Körperteile haben. Zum Beispiel kann eine Verspannung im Rücken zu einer veränderten Beinstellung führen, was wiederum Probleme in den Pfoten verursachen kann.
Ein wichtiger Teil der Behandlung, den du nicht unterschätzen solltest, ist die Beratung. Ein verantwortungsvoller Therapeut wird dir Tipps geben, wie du deinem Tier im Alltag helfen kannst. Das kann die Anpassung von Ausrüstung wie Geschirr oder Leine sein, Änderungen in der täglichen Routine oder spezielle Übungen, die du zu Hause durchführen kannst. Diese ganzheitliche Herangehensweise ist oft der Schlüssel zu einer langfristigen Verbesserung.
Unterschiede zwischen Physiotherapie, Osteopathie und Chiropraktik
Wenn du dich für eine Behandlung deines Tieres entscheidest, wirst du möglicherweise auf verschiedene Therapieformen stoßen. Obwohl Physiotherapie, Osteopathie und Chiropraktik ähnliche Ziele verfolgen, unterscheiden sie sich in ihren Ansätzen:
Die Physiotherapie konzentriert sich hauptsächlich auf die Bewegungsfunktionen deines Tieres. Ein Physiotherapeut wird verschiedene manuelle Techniken anwenden, um Verspannungen zu lösen und die Beweglichkeit zu verbessern. Zusätzlich wird er dir oft aktive Übungen zeigen, die du mit deinem Tier durchführen kannst, um die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu erhalten. Auch Gerätetherapien wie Elektrotherapie, Lasertherapie etc gehören oft zum Behandlungsangebot von Tierpysiotherapeuten.
Die Osteopathie betrachtet den Körper deines Tieres als eine Einheit. Ein Osteopath arbeitet mit sanften Manipulationen, um die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Dabei geht er davon aus, dass alle Körpersysteme miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen. Eine Behandlung kann daher Bereiche einbeziehen, die auf den ersten Blick nichts mit dem eigentlichen Problem zu tun haben.
Die Chiropraktik fokussiert sich hauptsächlich auf die Wirbelsäule und das Nervensystem deines Tieres. Ein Chiropraktiker arbeitet oft mit kurzen, gezielten Impulsen, um Fehlstellungen der Wirbel zu korrigieren. Die Theorie dahinter ist, dass solche Fehlstellungen den Informationsfluss im Nervensystem stören können, was zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen kann.
Alle diese Therapieformen haben ihre Berechtigung und können je nach Situation und individuellen Bedürfnissen deines Tieres hilfreich sein. Oft arbeiten Therapeuten auch mit mehreren dieser Ansätze, um die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.
Wie äußern sich Blockaden beim Hund? Anzeichen für Behandlungsbedarf bzw. Symptome
Als verantwortungsbewusster Tierbesitzer ist es wichtig, dass du Anzeichen bzw. Symptome erkennst, die auf einen Behandlungsbedarf hindeuten könnten. Tiere können uns leider nicht direkt sagen, wenn etwas nicht stimmt, aber sie kommunizieren auf ihre eigene Art.
Achte besonders auf Veränderungen im Bewegungsmuster deines Hundes bzw. Pferdes. Wenn dein Hund plötzlich beim Gehen humpelt, deine Katze nicht mehr so geschmeidig auf erhöhte Plätze springt oder dein Pferd nicht mehr frei im Rücken schwingt, taktunrein läuft oder sich beim Satteln wehrt etc., könnte dies ein Hinweis auf ein Problem sein. Auch wenn dein Tier bestimmte Bewegungen oder Positionen vermeidet, die es früher problemlos eingenommen hat, solltest du hellhörig werden. Letztlich alles, was auf Schmerzen hinweisen könnte. Wenn du mehr über Schmerzzeichen erfahren möchtest, empfehle ich dir diesen Blogartikel über Schmerzerkennung beim Hund.
Manchmal zeigen sich Probleme auch durch vermehrtes Lecken oder Beißen an bestimmten Körperstellen. Dein Hund bzw. dein Tier versucht möglicherweise, sich selbst zu behandeln oder Schmerzen zu lindern. Auch Verhaltensänderungen wie erhöhte Reizbarkeit oder Rückzugsverhalten können auf Schmerzen oder Unwohlsein hindeuten.
Es ist wichtig, dass du diese Zeichen ernst nimmst und nicht darauf wartest, dass sie von selbst verschwinden. Frühe Intervention kann oft größere Probleme verhindern und deinem Tier unnötiges Leiden ersparen.
Wahl des Therapeuten: Wie du einen qualifizierten Therapeuten auswählst
Die Auswahl eines geeigneten Therapeuten für dein Hund bzw. Tier ist eine wichtige Entscheidung. Du vertraust diesem Menschen schließlich das Wohlbefinden deines geliebten Haustieres an. Hier sind einige Punkte, auf die du achten solltest:
Zunächst einmal ist es wichtig, dass der Therapeut eine spezifische Ausbildung in Tierphysiotherapie, -osteopathie oder -chiropraktik hat. Die Behandlung von Tieren erfordert spezielles Wissen und Fähigkeiten, die sich von der Behandlung von Menschen unterscheiden.
Erfahrung mit der Tierart deines Haustieres ist ebenfalls von großer Bedeutung. Die Anatomie und das Verhalten eines Hundes unterscheiden sich stark von dem einer Katze oder eines Pferdes. Ein Therapeut, der sich auf deine Tierart spezialisiert hat, wird besser in der Lage sein, die spezifischen Bedürfnisse deines Tieres zu verstehen und zu behandeln.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit deinem Tierarzt. Ein guter Therapeut sieht sich als Teil eines Gesundheitsteams und ist offen für den Austausch mit anderen Fachleuten, um deinem Tier die bestmögliche Versorgung zu bieten.
Schließlich können positive Bewertungen oder Empfehlungen von anderen Tierhaltern sehr aufschlussreich sein. Frage in deinem Bekanntenkreis oder in lokalen Tierforen nach Erfahrungen. Die Zufriedenheit anderer Tierbesitzer kann ein guter Indikator für die Qualität eines Therapeuten sein.
Vertraue auch auf dein Gefühl. Ein guter Therapeut sollte nicht nur fachlich kompetent sein, sondern auch einfühlsam im Umgang mit deinem Tier. Er sollte deine Fragen geduldig beantworten und dich in den Behandlungsprozess einbeziehen.
Wie oft zum Blockaden lösen: Behandlungsfrequenz und mögliche Risiken
Wenn du dich für eine Behandlung entschieden hast, fragst du dich vielleicht, wie oft dein Hund bzw. Tier behandelt werden sollte. Die Antwort darauf hängt stark vom individuellen Fall ab. Bei akuten Problemen, wie einer plötzlich auftretenden Lahmheit, können mehrere Behandlungen in kurzer Zeit notwendig sein. Hier geht es darum, schnell Linderung zu verschaffen und die normale Funktion wiederherzustellen.
Bei chronischen Zuständen, wie altersbedingten Gelenkproblemen, kann ein anderer Ansatz sinnvoll sein. Hier sind möglicherweise regelmäßige, aber weniger häufige Sitzungen über einen längeren Zeitraum hilfreich. Diese dienen dazu, die Beweglichkeit zu erhalten und Schmerzen zu managen.
Generell lässt sich meiner Meinung nach sagen: Je älter eine Blockade ist, also je länger sie schon besteht, desto aufwendiger, desto länger dauert das Lösen.
Dein Therapeut wird dir einen individuellen Behandlungsplan vorschlagen, der auf die spezifischen Bedürfnisse deines Tieres zugeschnitten ist.
Was die Risiken betrifft, so sind diese Therapien im Allgemeinen sehr sicher, wenn sie von qualifizierten Fachleuten durchgeführt werden. Dennoch solltest du wissen, dass in seltenen Fällen Nebenwirkungen auftreten können. Dein Tier könnte nach der Behandlung vorübergehend einen leichten Muskelkater verspüren oder eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit zeigen. Dies ist in der Regel harmlos und geht schnell vorüber.
In sehr seltenen Fällen, besonders wenn bereits Vorerkrankungen bestehen, könnten ernstere Komplikationen auftreten. Deshalb ist es wichtig, dass du deinen Therapeuten umfassend über den Gesundheitszustand deines Tieres informierst. Ein verantwortungsvoller Therapeut wird immer eine gründliche Anamnese durchführen, bevor er mit der Behandlung beginnt.
Unterschiede beim Lösen von Blockaden beim Hund und Pferd
Hunde sind oft sehr offen für manuelle Therapien. Viele Hunde können auch aktiv an Übungen teilnehmen, was die Behandlung sehr effektiv machen kann. Bei der Behandlung von Hunden ist es wichtig, auf mögliche Ängste Rücksicht zu nehmen.
Katzen hingegen benötigen oft einen anderen Ansatz. Sie sind in der Regel weniger tolerant gegenüber längeren Behandlungen und reagieren besser auf kürzere Sitzungen. Subtile Techniken wie sanfte Mobilisationen oder leichte Massagen werden von Katzen oft besser akzeptiert. Doch auch Akupunktur geht meiner Erfahrung nach erstaunlich oft auch bei Katzen.
Pferde sind oft sehr sensibel und reagieren deutlicher auf verschiedene Techniken. Ich habe mit verschiedenen Techniken bzw. Therapieformen bei Pferden schon sehr gute Erfahrungen gemacht.
Blockaden lösen: Fazit
Physiotherapie, Osteopathie und Chiropraktik können wertvolle Behandlungsmethoden für viele Gesundheitsprobleme bei Tieren sein. Entgegen populärer Darstellungen in den Medien sind diese Therapien in der Regel sanft und nicht durch laute „Knack“-Geräusche gekennzeichnet. Ein guter Therapeut wird immer den gesamten Körper deines Tieres betrachten und einen individuellen Behandlungsplan erstellen.
Quellen u.a.: