Sitz beim Hund– eines der ersten Signale/Kommandos, das wir unseren Hunden beibringen. Im Training sind wir oft schon zufrieden, wenn das Hinterteil den Boden berührt. Doch als Hundephysiotherapeutin sehe ich es differenzierter: Ein schiefes, ungerades oder „schlampiges“ Sitz kann nämlich weit mehr sein als nur eine Unart – er kann ein wichtiger Hinweis auf gesundheitliche Probleme sein.
Das Signal Sitz beim Hund
In der Hundeerziehung konzentrieren wir uns meist darauf, dass der Hund überhaupt sitzt. Ob er dabei gerade sitzt, oder ob er sich seitlich fallen lässt – das erscheint zunächst nebensächlich. Hauptsache, er befolgt das Signal. Diese Denkweise ist verständlich, aber sie übersieht einen wichtigen Aspekt: Die Art, wie dein Hund sitzt, verrät viel über seinen körperlichen Zustand.
Ein sog. gerades Sitz ist für einen gesunden Hund gut mach- und haltbar. Wenn dein Hund regelmäßig von dieser Position abweicht, solltest du aufmerksam werden.
Das „Sloppy Sit“ – mehr als nur Faulheit
Der sogenannte „Sloppy Sit“ oder „Welpensitz“ beschreibt eine Sitzposition, bei der der Hund sein Hinterteil zur Seite kippt, anstatt gerade zu sitzen. Dabei liegt oft ein Hinterbein seitlich weg, während das andere unter dem Körper bleibt. Diese Position sieht entspannt aus, kann aber durchaus problematisch sein.
Bei Welpen ist diese Sitzweise noch normal. Ihre Muskulatur ist noch nicht vollständig entwickelt, und die Koordination muss erst erlernt werden. Wenn jedoch ein ausgewachsener Hund regelmäßig schief sitzt, kann das verschiedene Ursachen haben, die du nicht ignorieren solltest.

Sitz beibringen ist beim Hund einfach. Ein gerade Sitz kann aber dauern.
Gesundheitliche Ursachen für schiefes Sitzen beim Hund
Ein ungerader Sitz kann auf verschiedene gesundheitliche Probleme hinweisen. Hüftdysplasie ist eine der häufigeren Ursachen. Hunde mit HD vermeiden oft das symmetrische Sitzen, weil es schmerzhaft oder unbequem ist. Mehr über Hüftdysplasie erfährst du in meiner Artikelreihe über HD.
Auch Probleme mit den Kniegelenken, wie eine Patellaluxation (Kniescheibenluxation), können zu einer schiefen Sitzposition führen. Der Hund vermeidet dabei die Position, die Druck auf das betroffene Gelenk ausübt.
Rückenprobleme, insbesondere in der Lendenwirbelsäule, können ebenfalls der Grund sein. Ein verspannter oder schmerzender Rücken macht das gerade Sitzen unangenehm.
Muskelverspannungen oder -verletzungen zeigen sich oft in einer veränderten Körperhaltung. Wenn bestimmte Muskelgruppen schmerzen oder verkrampft sind, weicht der Hund auf eine Schonhaltung aus. Diese kann sich auch im Sitzverhalten zeigen.
Arthrose in Hüft-, Knie- oder Sprunggelenken führt häufig zu einer veränderten Sitzposition. Die Gelenke sind steif und schmerzhaft, wodurch der Hund eine Position einnimmt, die diese Beschwerden lindert. Auch über Arthrose gibt es eine Artikelserie von mir.
Sitz beim Hund: Früherkennung durch Beobachtung
Die gute Nachricht ist: Du kannst durch aufmerksame Beobachtung früh erkennen, ob mit deinem Hund etwas nicht stimmt. Achte darauf, wie dein Hund sitzt, wenn er entspannt ist und nicht gerade ein Kommando befolgt. Sitzt er immer auf dieselbe schiefe Art? Vermeidet er das Sitzen ganz? Steht er schnell wieder auf, nachdem er sich hingesetzt hat?
Beobachte auch andere Verhaltensweisen: Wie liegt dein Hund? Zögert er beim Hinlegen oder Aufstehen? Verändert sich sein Gangbild nach längeren Ruhepausen? All diese Signale können zusammen ein Bild ergeben, das auf gesundheitliche Probleme hindeutet.
Besonders aufschlussreich ist es, wenn du Fotos oder Videos von deinem Hund in verschiedenen Positionen machst. So kannst du Veränderungen über einen längeren Zeitraum dokumentieren.
Du bist dir unsicher, wie du die Fotos und Video beurteilen sollst? Dann ist vielleicht meine Gang- und Bewegungsanalyse das Richtige für dich.
Training vom Sitz beim Hund
Wenn dein Hund schief sitzt, stellt sich die Frage: Solltest du ihn korrigieren? Die Antwort hängt von der Ursache ab. Ist das schiefe Sitzen eine reine Gewohnheit oder Faulheit, kann und sollte es korrigiert werden. Ein gesunder Hund kann lernen, gerade zu sitzen, und es ist sogar gut für seine Körperhaltung und Muskulatur.
Liegt jedoch ein schwerwiegendes gesundheitliches Problem zugrunde, solltest du erst in eine Therapie starten, bevor man an der Sitzposition arbeitet.
Hat dein Hund eine leichtere Hüftdysplasie etc lohnt es am geraden Sitz zu erarbeiten, um die Hüften zu entlasten etc.
Das regelmäßige gerade Sitzen stärkt die Rumpfmuskulatur und fördert eine gesunde Körperhaltung.
Wenn du deinem Hund das gerade Sitz beibringst oder verbesserst, arbeitest du also nicht nur an seinem Gehorsam, sondern auch an seiner körperlichen Gesundheit. Die dabei trainierte Rumpfmuskulatur stabilisiert die Wirbelsäule und kann Rückenproblemen vorbeugen.

Bei Welpen ist ein schiefer Sitz noch normal, später ist es eine Auffälligkeit und ein Hinweis auf z.B. Hüftdysplasie beim Hund.
Professionelle Hilfe bei anhaltenden Problemen
Wenn dein Hund trotz Training weiterhin schief sitzt oder andere Anzeichen von Unwohlsein zeigt, solltest du professionelle Hilfe suchen. Ein Tierarzt kann gesundheitliche Probleme ausschließen oder diagnostizieren. Ein Hundephysiotherapeut kann beurteilen, ob Verspannungen oder muskuläre Probleme vorliegen und geeignete Behandlungen vorschlagen.
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Das Thema „gerader Sitz“ ist komplexer, als es zunächst scheint. Es verbindet Aspekte aus Training, Gesundheit und Körperbewusstsein. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du deinem Hund ein korrektes, gesundes Sitz beibringst und dabei gleichzeitig seine Körperhaltung verbesserst, ist mein Mini-Online-Kurs „Das gerade Sitz“ genau das Richtige für dich. Momentan ist der Kurs für günstige 14,99 EUR zu erhalten.
Ich erkläre dir genau, wie das gerade Sitz aussieht und wie du das mit deinem Hund trainieren kannst. Auch typische Fehlerquellen zeige ich dir auf. Und das Ganze anhand von Texte, Fotos und Video.

Nicht nur ein gerades Sitz ist wichtig, sondern auch ein gerades Platz. Dafür braucht es aber zunächst eben das gerade Sitz!
Fazit: Aufmerksam bleiben lohnt sich
Die Art, wie dein Hund sitzt, mag auf den ersten Blick unwichtig erscheinen. Doch sie kann dir wertvolle Hinweise auf seinen Gesundheitszustand geben. Ein schiefer oder „schlampiger“ Sitz ist nicht immer nur eine Frage der Erziehung – er kann durchaus auf gesundheitliche Probleme hinweisen, die Aufmerksamkeit verdienen.
Durch aufmerksame Beobachtung und gezieltes Training kannst du nicht nur an der Erziehung deines Hundes arbeiten, sondern auch seine Gesundheit fördern. Ein gerader, symmetrischer Sitz ist Ausdruck einer guten Körperhaltung und kann gleichzeitig dazu beitragen, diese zu erhalten.
Also achte beim nächsten „Sitz!“ nicht nur darauf, dass dein Hund gehorcht, sondern auch darauf, wie er sitzt.