Hüftdysplasie HD beim Hund ist ein weit verbreitetes Thema unter Hundehaltern. Was sind die Ursachen, was erste Anzeichen und Symptome und wie erfolgt die Diagnose HD beim Hund? All diese Fragen und noch mehr erkläre ich dir in der Artikel-Reihe „HD beim Hund – dein umfassender Leitfaden“.
Was ist Hüftdysplasie (HD) bei Hunden?
Definition und Erklärung der Erkrankung
Hüftdysplasie, oft als HD abgekürzt, ist eine der häufigsten Erbkrankheiten bei Hunden. Der Begriff stammt aus dem Griechischen: „Dys“ bedeutet schlecht und „plasia“ bedeutet Form. Bei dieser Erkrankung sind die Formen des Oberschenkelkopfes und der Hüftgelenkspfanne nicht optimal aufeinander abgestimmt, was zu Problemen im Gelenk führt. HD ist eine progressive Erkrankung, die in der Regel zu einer mehr oder weniger ausgeprägten Osteoarthrose führt.
Anatomie des Hüftgelenks
Ein gesundes Hüftgelenk beim Hund ist ein Kugelgelenk, bei dem der halbkugelförmige Kopf des Oberschenkelknochens in die Hüftgelenkspfanne passt. Wichtige Komponenten sind:
- Gelenkpfanne (Acetabulum): Sollte eine gerade oder sanft s-förmige Pfannendachkontur haben
- Oberschenkelkopf (Femurkopf): Sollte kongruent mit dem Pfannenboden sein
- Knorpel: Überzieht die Gelenkflächen und dient als Stoßdämpfer
- Gelenkkapsel: Umgibt das Gelenk und enthält Gelenkschmiere (Synovia)
- Bänder und Muskeln: Stabilisieren das Gelenk
Entstehung der Fehlentwicklung des Hüftgelenks
Bei der Hüftdysplasie kommt es zu einer Fehlentwicklung des Hüftgelenks, die in verschiedenen Stadien der Entwicklung deines Hundes auftreten kann:
- Bereits bei der Geburt kann eine Fehlbildung der Gelenkpfanne (Acetabulum) vorliegen. Diese ist möglicherweise zu flach oder nicht richtig ausgeformt.
- Während des Wachstums kann sich der Oberschenkelkopf (Femurkopf) nicht richtig in die Gelenkpfanne einpassen. Dies führt zu einer Instabilität des Gelenks.
- Die Gelenkkapsel und die umliegenden Bänder können überdehnt werden, was die Instabilität weiter verstärkt.
- Durch die mangelhafte Passform kommt es zu einer ungleichmäßigen Belastung des Gelenkknorpels, was zu vorzeitigem Verschleiß führt.
- Als Reaktion auf die Instabilität und den Verschleiß bildet der Körper Knochenzubildungen (Osteophyten), was zu einer fortschreitenden Arthrose führt.
Diese Fehlentwicklung ist ein fortschreitender Prozess, der sich über die Zeit verschlimmert, wenn er nicht mit verschiedenen Therapiemaßnahmen teilweise aufgefangen wird.
Häufigkeit und Bedeutung in der Hundepopulation
HD ist weit verbreitet, besonders bei großen Hunderassen, wobei letztlich jeder Hund – egal, ob groß oder klein, egal ob Rassehund oder Mischling – davon betroffen sein kann. Trotz züchterischer Bemühungen bleibt es ein signifikantes Problem in der Hundepopulation. Die Erkrankung kann die Lebensqualität deines Hundes erheblich beeinträchtigen und zu chronischen Schmerzen führen.
Ursachen der Hüftdysplasie beim Hund
Die Entstehung der Hüftdysplasie ist ein komplexer Prozess, der sowohl von genetischen als auch von Umweltfaktoren beeinflusst wird.
Genetische Faktoren und Erblichkeit
HD ist primär eine Erbkrankheit mit ausgeprägtem genetischen Hintergrund:
- Polygenetische Vererbung: Mehrere Gene sind an der Entstehung beteiligt, was die Zucht auf HD-Freiheit kompliziert macht.
- Erbgang: Die Veranlagung wird von einem oder beiden Elternteilen vererbt, wobei auch Hunde mit guten Hüften HD-betroffene Nachkommen haben können.
- Genetische Komponenten: Gene, die für die Entwicklung des Hüftgelenks, die Knorpelbildung und die Stabilität des Bindegewebes verantwortlich sind, können betroffen sein.
- Heritabilität: Die Erblichkeit von HD variiert je nach Rasse zwischen 20% und 60%.
Wenn du dich fragst, wie die Wissenschaft voranschreitet, um Hüftdysplasie bei Hunden besser zu verstehen, gibt es spannende Neuigkeiten: Eine aktuelle Studie hat 46 genetische Marker bei fast 1600 Hunden aus 10 verschiedenen Rassen untersucht. Dabei wurden 21 verschiedene Genloci auf 14 Chromosomen bestätigt, die mit Hüftdysplasie in Verbindung stehen. Interessanterweise waren 20 dieser Genloci rassespezifisch, was zeigt, wie unterschiedlich die genetischen Ursachen bei verschiedenen Hunderassen sein können. Besonders spannend ist die Entdeckung, dass viele der gefundenen Gene am sogenannten Neddylierungs-Signalweg beteiligt sind. Dieser Signalweg spielt eine wichtige Rolle bei Entzündungsprozessen, die auch bei Hüftdysplasie eine Rolle spielen können. Diese Ergebnisse bestätigen, wie komplex die genetischen Ursachen der Hüftdysplasie sind.
Umweltfaktoren und deren Einfluss
Obwohl die genetische Veranlagung der Hauptfaktor ist, spielen Umwelteinflüsse eine wichtige Rolle bei der Ausprägung der HD:
- Ernährung:
- Überversorgung und zu schnelles Wachstum können HD beim Hund begünstigen.
- Unausgewogene Calcium-Phosphor-Verhältnisse in der Nahrung können die Knochenentwicklung beeinträchtigen.
- Übermäßige Energiezufuhr, besonders bei großwüchsigen Rassen, kann zu schnellem Wachstum und damit zu einer Überlastung der sich entwickelnden Gelenke führen.
- Gewicht:
- Übergewicht belastet die Gelenke zusätzlich und kann eine bestehende Veranlagung zur Hüftdysplasie verstärken. Zudem erschwert Übergewicht die Muskelbildung, die für die Stabilisierung des Gelenks wichtig ist.
- Adipositas im Welpenalter kann die Entwicklung des Hüftgelenks negativ beeinflussen.
Um diese Risiken zu minimieren, ist es wichtig, dass du auf eine ausgewogene Ernährung achtest und das Wachstum deines Hundes, besonders bei großen Rassen, kontrollierst.
- Bewegung:
- Zu frühes oder zu hartes Training vor Abschluss des Knochenwachstums kann die Gelenke überbeanspruchen.
- Andererseits kann zu wenig Bewegung zur unzureichenden Muskelentwicklung führen, die für die Stabilisierung des Hüftgelenks wichtig ist.
- Hormone:
- Über- oder Unterproduktion bestimmter Hormone kann die Entwicklung beeinflussen.
- Schilddrüsenhormone und Wachstumshormone spielen eine Rolle bei der Knochenentwicklung.
- Frühkastration:
- Kann möglicherweise das Risiko für HD erhöhen, da Sexualhormone für den korrekten Schluss der Wachstumsfugen wichtig sind.
- Umgebung:
- Rutschige Böden können zu einer Überbelastung der Hüftgelenke führen.
Rassen mit erhöhtem HD-Risiko
Besonders häufig betroffen sind große und schwere Hunderassen wie:
- Deutscher Schäferhund
- Labrador Retriever
- Golden Retriever
- Berner Sennenhund
- Rottweiler
- Neufundländer
- Bernhardiner
- Doggen
Allerdings können Hunde aller Rassen und Größen von HD betroffen sein. Auch Mischlinge sind nicht automatisch vor HD geschützt.
Bei kleineren Rassen liegen folgende Rassen ganz weit oben im Ranking:
- Englische Bulldogge
- Mops
- französische Bulldoggen
Es wurden schon viele Ursachen für Hüftdysplasie bei Hunden diskutiert. Viele Theorien, wie z.B. die Beckenbodenmuskulatur-Theorie, wurden auch wieder verworfen. Scheinbar spielt letztlich doch die Genetik die Hauptrolle im Fall von Hunden mit HD.
Symptome und Anzeichen von Hüftdysplasie beim Hund
Die Symptome der HD können je nach Schweregrad und Alter des Hundes variieren. Es ist wichtig zu beachten, dass die Schwere der klinischen Symptome nicht immer mit dem Grad der röntgenologischen Veränderungen übereinstimmt.
Deswegen ist mein Credo und auch das vieler Physio-Kollegen: Es werden keine Röntgenbilder behandelt, sondern der Hund vor uns.
Unten findest du die wichtigsten Anzeichen als Checkliste zum kostenlosen Download.
Frühe Warnzeichen erkennen
Erste Anzeichen für HD können bereits im Welpenalter (ab 3-4 Monaten) auftreten:
- Weniger Spielfreude im Vergleich zu Altersgenossen
- Schnelles Hinsetzen oder Hinlegen beim Spielen
- Schwierigkeiten beim Aufstehen, besonders nach längerem Liegen
- Nachbellen oder Aggressivität bei Körperkontakt, besonders im Hüftbereich
- Ungewöhnlich frühe Ermüdung bei Aktivitäten
- Widerwillen gegen Treppensteigen oder ins Auto zu springen
- „Hoppeln“ wie ein Hase beim Laufen
Bewegungsunlust und Lahmheit
Mit fortschreitender Erkrankung können folgende Symptome auftreten:
- Lahmheit, besonders nach längerer Ruhe oder starker Belastung
- Schwankender Gang (Laufen wie ein Model) – der sog. LSÜ-Twist
- Steifer oder breitbeiniger Gang der Hinterhand
- Überkreuzen der Hinterbeine beim Traben (Schnüren)
- „Hasengalopp“ zur Entlastung der Hinterhand
Der sogenannte „Hasengalopp“ oder das „Kaninchenhoppeln“ ist ein charakteristisches Bewegungsmuster bei Hunden mit HD:
- Dabei bewegt der Hund beide Hinterbeine gleichzeitig nach vorne, ähnlich wie ein Hase oder Kaninchen.
- Diese Gangart dient dazu, die schmerzenden Hüftgelenke zu entlasten, indem die Belastung gleichmäßig auf beide Seiten verteilt wird.
- Du kannst dies besonders beim Antraben oder bei schnelleren Bewegungen beobachten.
- Wenn dein Hund dieses Verhalten zeigt, insbesondere wenn es neu auftritt, solltest du einen Tierarzt aufsuchen.
Ein weiteres Anzeichen für HD kann ein breitbeiniger Gang sein:
- Dabei stellt der Hund die Hinterbeine weiter auseinander als normal.
- Dies dient dazu, das Gewicht besser zu verteilen und die instabilen Hüftgelenke zu stabilisieren.
- Oft geht dies mit einem schwankenden Gang oder einem „Wackeln“ der Hüften einher.
- Dieser breitbeinige Gang kann besonders auffällig sein, wenn der Hund aus dem Stand losläuft oder sich nach dem Liegen erhebt.
- Abschleifen der Krallen durch Nachziehen der Hintergliedmaße
- Schwierigkeiten beim Aufstehen aus liegender Position
- Verminderte Bewegungsfreude und geringere Ausdauer
- Sichtbare Muskelschwäche in der Hinterhand
- Schwierigkeiten beim Springen oder Klettern
Schmerzäußerungen und Verhaltensänderungen bei der Hüftdysplasie beim Hund
Hunde mit HD können folgende Verhaltensweisen zeigen:
- Mühsames Aufstehen und häufiges Liegen
- Bewegungs- und Spielunlust
- Schmerzäußerungen bei Berührung des Hüftbereichs
- Verstärkte Beschwerden bei Kälte und Nässe
- Verändertes Sitzverhalten (Verlagerung des Gewichts auf die weniger schmerzhafte Seite) – der sog. Welpensitz
- Lecken, Nuckeln oder Beißen im Bereich der Hüften
- Ungewöhnliche Geräusche beim Bewegen (Knacken oder Knirschen)
- Verhaltensänderungen wie erhöhte Reizbarkeit oder Rückzugsverhalten
- Appetitlosigkeit oder Gewichtsverlust aufgrund von Schmerzen
- Schwierigkeiten beim Urinieren oder Defäkieren aufgrund von Schmerzen beim Hocken
Fortgeschrittene Symptome bei Hunden mit HD
In späteren Stadien der Erkrankung können zusätzlich folgende Symptome auftreten:
- Deutliche Muskelatrophie in der Hinterhand
- Sichtbare Verbreiterung des Rückens über den Hüften (durch Muskelschwund und Arthrose)
- Permanente Lahmheit oder stark eingeschränkte Bewegungsfähigkeit
- Schmerzäußerungen auch in Ruhe
- Sekundäre Probleme wie Rückenschmerzen oder Arthrose in anderen Gelenken aufgrund von Fehlbelastungen
Es ist wichtig zu beachten, dass einige Hunde trotz schwerer HD-Befunde im Röntgenbild kaum klinische Symptome zeigen können, während andere mit geringeren Veränderungen starke Beschwerden haben können. Dies hängt oft mit der individuellen Schmerzempfindlichkeit und der Kompensationsfähigkeit des Hundes zusammen.
Als Hundehalter solltest du besonders aufmerksam sein und bei ersten Anzeichen von Bewegungsunlust oder Schmerzen einen Tierarzt aufsuchen. Frühzeitige Erkennung von Schmerzen und Auffälligkeiten und Behandlung können den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und deinem Hund ein schmerzfreieres Leben ermöglichen.
Diagnose der Hüftdysplasie
Klinische Untersuchung durch den Tierarzt
Bei Verdacht auf HD wird der Tierarzt zunächst eine gründliche klinische Untersuchung durchführen:
- Gangbildanalyse: Beobachtung deines Hundes beim Gehen, besonders auf Anzeichen eines „LSÜ-Twists“ (lumbosakraler Übergangstwist)
- Adspektion in Ruhe: Suche nach Muskelatrophien, besonders der Glutealmuskulatur
- Palpation: Untersuchung spezifischer Triggerpunkte, z.B. des proximalen Oberschenkel-Triggerpunkts
- Gelenkfunktionsprüfung: Test der Beweglichkeit in Flexion, Extension und Abduktion
- Ortolani-Test: Überprüfung der Straffheit der Gelenkkapsel (meist nur in Sedation aussagekräftig)
Der Ortolani-Test ist ein wichtiges diagnostisches Werkzeug bei der Untersuchung auf HD:
- Bei diesem Test wird das Hüftgelenk deines Hundes manuell untersucht.
- Der Tierarzt legt den Hund auf den Rücken und bewegt die Oberschenkel in verschiedene Positionen.
- Dabei wird Druck auf das Gelenk ausgeübt und dann plötzlich gelöst.
- Bei einem positiven Test ist ein hörbares oder fühlbares „Klicken“ wahrzunehmen, wenn der Femurkopf in die Gelenkpfanne zurückgleitet.
- Dies deutet auf eine Instabilität des Hüftgelenks hin.
- Der Test kann für den Hund unangenehm oder schmerzhaft sein, weshalb er oft in leichter Sedation durchgeführt wird.
Röntgendiagnostik und HD-Bewertung
Die wichtigste diagnostische Methode ist die Röntgenuntersuchung:
Die Röntgenuntersuchung wird in der Regel unter Vollnarkose oder tiefer Sedation durchgeführt. Dies hat mehrere Gründe:
- Positionierung: Für aussagekräftige Aufnahmen muss dein Hund in einer sehr spezifischen Position gelagert werden. Dies ist im wachen Zustand oft nicht möglich, da die Muskeln angespannt sind.
- Schmerzfreiheit: Bei Hunden mit HD kann die notwendige Positionierung schmerzhaft sein. Die Narkose stellt sicher, dass dein Hund keine Schmerzen empfindet.
- Muskelentspannung: Die Narkose führt zu einer vollständigen Entspannung der Muskulatur. Dies ist wichtig, um die tatsächliche Lockerheit des Gelenks beurteilen zu können.
- Bewegungslosigkeit: Für scharfe Röntgenbilder muss dein Hund vollkommen stillhalten. Dies ist am besten in Narkose zu gewährleisten.
- Stress-Reduktion: Die Untersuchung kann für manche Hunde stressig sein. Die Narkose minimiert diesen Stress.
Die Narkose ermöglicht es dem Tierarzt, die bestmöglichen und aussagekräftigsten Aufnahmen zu machen, was für eine genaue Diagnose entscheidend ist.
Bei der Bewertung der Röntgenaufnahmen werden verschiedene Aspekte berücksichtigt:
- Gelenkpfanne (Acetabulum)
- Oberschenkelkopf (Femurkopf)
- Femurhals
- Gelenkspalt
- Vorhandensein von Arthrosezeichen (Knochenzacken, Exostosen, Osteophyten)
Ein wichtiger Messwert bei der Beurteilung ist der Norberg-Winkel. Dieser Winkel gibt Hinweise auf die Tiefe der Hüftgelenkspfanne und den guten Sitz des Oberschenkelkopfes. Ein Winkel von 105° und darüber gilt als gesund, aber auch Gelenke mit Werten um 100° können anatomisch einwandfrei sein. Es ist wichtig zu wissen, dass der Norberg-Winkel nicht das einzige Kriterium zur Beurteilung ist, sondern als unterstützende Information dient.
Die Bewertung der Röntgenaufnahmen erfolgt durch erfahrene, meist geprüfte Gutachter in sogenannten „HD-Zentralen“. Die Einstufung folgt den FCI-Richtlinien (Fédération Cynologique Internationale) und unterscheidet fünf Grade:
- A = Kein Hinweis auf HD (HD-frei, Grad 0)
- Tadellos geformte Gelenke
- B = Übergangsform (Grenzfall, Verdacht)
- Leichte Abweichungen von der Norm, aber noch nicht sicher krankhaft
- Nicht zu verwechseln mit nicht bewertbaren Aufnahmen
- C = Leichtgradige HD (leichte, geringgradige HD)
- Geringfügige pathologische Veränderungen der Hüftgelenke
- In manchen Ländern weitere Unterteilung in C1 und C2, wobei C2 schlechter ist
- D = Mittelgradige HD (mittlere HD)
- E = Hochgradige HD (schwere HD)
Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Einteilung primär für züchterische Zwecke verwendet wird. Für die Zucht sollten idealerweise nur Hunde mit A- oder B-Bewertung eingesetzt werden. C-Hunde, insbesondere solche, die zu D tendieren, sollten nicht zur Zucht verwendet werden. D- und E-bewertete Hunde sind für die Zucht generell auszuschließen.
Die HD-Bewertung ist ein wichtiges Instrument für die Züchtung gesunder Hunde. Durch konsequente Zuchtauswahl und Kontrolle der Nachzucht kann der Anteil von HD in einer Population über die Zeit reduziert werden. Als Hundehalter ist es wichtig, dass du bei der Wahl eines Welpen auf die HD-Bewertung der Elterntiere achtest, insbesondere bei Rassen mit erhöhtem HD-Risiko.
Diese Bewertung ist letztlich ein Hilfsmittel, sagt aber über den aktuellen Schmerzstatus deines Hundes nur bedingt etwas aus.
Weitere Untersuchungsmethoden
Für eine genauere Diagnose oder Früherkennung können zusätzliche Untersuchungen hilfreich sein:
- PennHIP-Methode: Spezielle Röntgentechnik zur Erkennung der sog. “Laxen Hüfte”
- Anatomisch-morphologische Beurteilung nach Köppel: Beurteilung des Hüftgelenks zwischen der 16. und 20. Lebenswoche
- Arthroskopie: Zur genaueren Beurteilung des Gelenkknorpels
- CT oder MRT: Für detailliertere Darstellung der Knochenstruktur und des umliegenden Gewebes
Vergleich Mensch-Hund
Interessanterweise gibt es viele Parallelen zwischen Hüftdysplasie bei Hunden und Menschen. Beide Spezies können von dieser Erkrankung betroffen sein, und die Ähnlichkeiten in Anatomie, Ursachen und Krankheitsverlauf sind bemerkenswert. Viele der Behandlungsmethoden, die du vielleicht von menschlichen Patienten kennst, wurden zunächst an Hunden getestet und dann für die Veterinärmedizin angepasst. Dies zeigt, wie eng die Forschung in der Human- und Tiermedizin miteinander verknüpft ist. Wenn du also von neuen Behandlungsmöglichkeiten für Menschen mit Hüftdysplasie hörst, könnte es gut sein, dass diese in Zukunft auch für unsere Hunde relevant wird. Umgekehrt können Fortschritte in der Behandlung von Hunden auch Menschen helfen. Diese Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen ist ein spannendes Feld, das kontinuierlich neue Erkenntnisse und verbesserte Therapiemöglichkeiten für unsere Hunde hervorbringt.
Prävention und Früherkennung
- Wähle eine verantwortungsvolle Zucht mit HD-freien Elterntieren
- Lasse regelmäßige Kontrollen und Untersuchungen durchführen, besonders bei Risikorassen
- Achte auf angemessene Ernährung und Gewichtskontrolle deines Hundes
- Biete deinem Hund altersgerechte und angemessene Bewegung
In den weiteren Teilen der Serie über HD bei Hunden gehe ich auf Behandlungsmöglichkeiten, die Folgen und Risiken einer HD-Erkrankungen und sinnvolle Übungen für den Muskelaufbau bei Hunden mit HD ein.
Wichtig für dich als Hundehalter: Bei Verdacht auf HD solltest du frühzeitig einen Tierarzt aufsuchen. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten und die Prognose für deinen Hund.
FAQ: Hüftdysplasie HD beim Hund
Wie kann ich erkennen, ob mein Welpe möglicherweise Hüftdysplasie hat?
Achte auf folgende Anzeichen:
- Weniger Spielfreude im Vergleich zu Altersgenossen
- Schnelles Hinsetzen oder Hinlegen beim Spielen
- Schwierigkeiten beim Aufstehen, besonders nach längerem Liegen
- Ungewöhnlich frühe Ermüdung bei Aktivitäten
- Widerwillen gegen Treppensteigen oder ins Auto zu springen
- „Hoppeln“ wie ein Hase beim Laufen
Bedenke jedoch, dass diese Symptome auch andere Ursachen haben können. Bei Verdacht solltest du immer einen Tierarzt aufsuchen.
Ab welchem Alter kann man Hüftdysplasie bei Hunden diagnostizieren? Erste Anzeichen von HD
Erste Anzeichen auf HD können bereits ab dem 3.-4. Monaten auftreten. Erfahrungsgemäß fällt den Besitzern ab dem. 6. Lebensmonat Auffälligkeiten auf.
Welche Hunderassen sind besonders anfällig für Hüftdysplasie?
Besonders häufig betroffen sind große und schwere Hunderassen wie:
- Deutscher Schäferhund
- Labrador Retriever
- Golden Retriever
- Berner Sennenhund
- Rottweiler
- Neufundländer
- Bernhardiner
- Doggen
Aber auch Rassen wie Mops, Französche Bulldogge, Bordeuxdogge etc sind oft betroffen. Letztlich können Hunde aller Rassen und Größen, einschließlich Mischlinge, von HD betroffen sein.
Kann man Hüftdysplasie beim Hund komplett verhindern?
Eine vollständige Verhinderung ist leider nicht möglich, da HD eine erbliche Komponente hat. Du kannst jedoch das Risiko minimieren durch:
- Wahl eines verantwortungsvollen Züchters, der auf HD-freie Zuchttiere achtet
- Angemessene Ernährung und Gewichtskontrolle
- Altersgerechte und angemessene Bewegung
- Vermeidung von Überbelastung während des Wachstums
Welche Bewegungsübungen sind gut für Hunde mit Hüftdysplasie?
Gute Übungen sind:
- Gemäßigtes Bergaufgehen
- Kontrollierte Übungen wie Slalom oder Cavaletti-Training
- bestimmte Hundefitness-Übungen wie der “Elefanten-Trick”
Wichtig ist, dass die Übungen schmerzfrei durchgeführt werden und an den individuellen Zustand des Hundes angepasst sind. Am Besten holst du dir den Rat eines entsprechend ausgebildeten Therapeuten.
Wie läuft eine Operation bei Hüftdysplasie beim Hund ab?
Es gibt verschiedene Operationsmethoden, abhängig vom Alter des Hundes und dem Schweregrad der HD:
- Bei jungen Hunden: Prophylaktische Eingriffe wie die juvenile pubische Symphysiodese
- Bei erwachsenen Hunden: Totalendoprothese (künstliches Hüftgelenk) oder Femurkopfhalsresektion
Der genaue Ablauf variiert je nach Methode. Die Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt und erfordert in der Regel einen mehrtägigen Klinikaufenthalt sowie eine anschließende Rehabilitationsphase.
Wie teuer ist eine Behandlung von Hüftdysplasie beim Hund?
Die Kosten können stark variieren, abhängig von der Behandlungsmethode:
- Konservative Behandlung (Medikamente, Physiotherapie): ca. 500-2000 Euro pro Jahr
- Operative Eingriffe: 2000-5000 Euro pro Hüfte für eine Totalendoprothese
Diese Zahlen sind Richtwerte und können je nach Region und individueller Situation abweichen. Es ist ratsam, eine Tierkrankenversicherung in Betracht zu ziehen.
Kann ein Hund mit Hüftdysplasie ein normales Leben führen?
Ja, mit der richtigen Behandlung und Pflege können viele Hunde mit HD ein weitgehend normales und zufriedenes Leben führen. Die Lebensqualität hängt ab von:
- Frühzeitiger Diagnose und Behandlung
- Angemessenem Management (Gewichtskontrolle, angepasste Bewegung)
- Eventueller medikamentöser oder chirurgischer Behandlung
- Regelmäßiger Physiotherapie & Co
- Ein gutes Muskelkorsett durch Muskelaufbautraining
Welche Futtermittel können bei Hüftdysplasie unterstützend wirken?
Folgende Nährstoffe können hilfreich sein:
- Omega-3-Fettsäuren (z.B. aus Fischöl) für ihre entzündungshemmende Wirkung
- Glucosamin und Chondroitin zur Unterstützung des Gelenkknorpels
- Antioxidantien wie Vitamin C und E
- Grünlippmuschelpulver
Es gibt spezielle Futtermittel für Hunde mit Gelenkproblemen. Besprich die Ernährung immer mit deinem Tierarzt.
Ein beliebtes Produkt ist Canicox HD von Nutri Labs. Letztlich beinhaltet auch dieses Produkt die typischen Nahrungsergänzungsmittel wie Glukosamin, Chondroitin, Hyaluronsäure, Schwefel, Pflanzenextrakte aus Ingwer, Pfeffer und Teufelskralle. Wie effektiv solche Produkte sind darf man kritisch hinterfragen.
Wie kann ich meinem Hund mit Hüftdysplasie den Alltag erleichtern?
Du kannst folgende Maßnahmen ergreifen:
- Rutschfeste Bodenbeläge verwenden
- Ein orthopädische Hundebett bereitstellen (Werbung: Ich empfehle das Hundebett von Ammi. Mit dem Code Vital15 erhaltet ihr einen Rabatt).
- Treppen oder hohe Einstiege mit Rampen versehen
- Regelmäßige, aber schonende Bewegung ermöglichen
- Übergewicht vermeiden
- Bei Bedarf Wärmeanwendungen oder Massagen durchführen
Das Thema Wärmeanwendungen findest du in meinem Blogartikel zur Wärme- und Kältetherapie. Im Blogartikel „Hundemassage selber machen“ erfährst du, wie du deinem Hund zuhause eine wohltuende Massage geben kannst.
Ist Schwimmen eine gute Therapie bei Hüftdysplasie?
Ja, Schwimmen kann bei HD eingesetzt werden, weil es:
- Die Gelenke entlastet
- Die Beweglichkeit fördert
- Schmerzfrei durchgeführt werden kann
Meiner Erfahrung nach effektiver ist jedoch ist das Training im Unterwasserlaufband bzw. gezielter Muskelaufbau durch Hundefitnesstraining.
Kann sich Hüftdysplasie beim Hund von selbst wieder bessern?
Leider nein, HD ist eine fortschreitende Erkrankung. Ohne Behandlung verschlimmert sie sich in der Regel mit der Zeit. Allerdings können einige Hunde, besonders wenn sie jung sind und nur eine leichte Form der HD haben, durch Muskelaufbau und gutes Management die Symptome teilweise kompensieren. Eine vollständige Heilung ist jedoch nicht möglich. Frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität des Hundes zu verbessern.
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Quellen u.a.:
Comparing Hip Dysplasia in Dogs and Humans: A Review
Buch: Die Hüftgelenksdysplasie des Hundes, S. Linnmann