Als Hundephysiotherapeutin und Fitnesstrainerin erlebe ich täglich, wie wichtig maßgeschneiderte Bewegung für unsere Hunde ist. Die richtige Fitnessübung kann nicht nur die Gesundheit deines Hundes fördern, sondern macht auch noch richtig viel Spaß! In diesem Artikel zeige ich dir, worauf du bei der Auswahl der passenden Übungen achten solltest und wie du deinem Hund damit etwas Gutes tun kannst.

Hundefitness Basics: Diese Voraussetzungen braucht dein Hund für Fitnessübungen

Bevor du mit dem Training startest, ist es wichtig, dass du einige zentrale Faktoren berücksichtigst. 

Das Alter deines Hundes spielt dabei eine wesentliche Rolle: Ein Welpe hat ganz andere Bedürfnisse als ein Senior. Bei Welpen solltest du besonders darauf achten, dass du die Wachstumsfugen nicht überlastest. Zu intensives Training kann in diesem Alter mehr schaden als nutzen. Spielerisches Kennenlernen von Fitnessgeräte macht Sinn, mehr nicht. Bei älteren Hunden steht dagegen die Erhaltung der Beweglichkeit und Muskulatur im Vordergrund. Beim Sporthund geht es dir wahrscheinlich um Ausgleichsbewegungen und Leistungsoptimierung. Und der Familienhund soll so lange wie möglich so fit und gesund wie möglich sein.

Auch die Rasse und die damit verbundenen körperlichen Voraussetzungen deines Hundes sind entscheidend. Ein sportlicher Border Collie bringt andere Voraussetzungen mit als ein kurzbeiniger Dackel oder eine schwere Dogge. Jede Rasse hat ihre eigenen Stärken und potentiellen Schwachstellen, die du beim Training berücksichtigen solltest. So neigen beispielsweise große Rassen häufiger zu Gelenkproblemen, während kleine Rassen oft Herausforderungen mit der Wirbelsäule oder den Knien haben können.

Der aktuelle Gesundheitszustand deines Hundes ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Hat dein Hund Vorerkrankungen wie Arthrose, HD oder Probleme mit der Wirbelsäule? Dann brauchst du ein besonders angepasstes Trainingsprogramm. Ich rate dir dringend einen individuellen Fitnessplan mit einem Fitnesstrainer bzw. Therapeuten erstellen zu lassen. Dieser kann dir nach einem gründlichen Check wichtige Hinweise geben, welche Übungen geeignet sind und welche du besser vermeiden solltest.

Finde die passende Fitnessübung für deinen Hund für den größtmöglichen Nutzen

Unterschiedliche Bedürfnisse erfordern im Zweifel eine unterschiedliche Wahl bei der Fitnessübung. Bild: VitaliTier

Fitnessübung für Hunde richtig auswählen: So analysierst du deinen Hund

Um die passenden Übungen zu finden, ist es essentiell, dass du deinen Hund gut beobachtest. Wie bewegt er sich im Alltag? Achte besonders darauf, wie er morgens aufsteht – ist er noch steif oder springt er direkt voller Energie aus seinem Bett? Beobachte seinen Gang beim Spazierengehen: Läuft er flüssig oder zeigt er Anzeichen von Unsicherheit bei bestimmten Bewegungen?

Schau dir auch an, wie er Treppen steigt oder ins Auto springt. Zögert er? Vermeidet er bestimmte Bewegungen? All diese Beobachtungen geben dir wichtige Hinweise darauf, wo dein Hund möglicherweise Unterstützung braucht. Mache dir am besten Notizen über Auffälligkeiten und bespreche deine Beobachtungen mit einem TA oder Therapeuten. 

Mehr über subtile Schmerzzeichen lernst du entweder in meinem Blogartikel oder du buchst dir meinen Online-Vortrag, in dem du auch noch praktische Testmöglichkeiten am Hund lernst.

Fitnesstest für deinen Hund

Bevor du mit einem gezielten Trainingsprogramm startest, ist es sinnvoll, den aktuellen Fitnesszustand deines Hundes einzuschätzen. Ich stelle dir hier einige einfache Tests vor, die du selbst durchführen kannst. Wichtig: Diese Tests ersetzen keine tierärztliche bzw. physiotherapeutische Untersuchung, geben dir aber wertvolle Hinweise auf mögliche Schwachstellen.

Der Aufsteh-Test

Beobachte deinen Hund morgens beim Aufstehen, nachdem er längere Zeit gelegen hat. Ein fitter Hund steht flüssig und ohne zu Zögern auf. Achte besonders darauf, ob dein Hund sich symmetrisch bewegt oder eine Seite bevorzugt. Braucht er einen zweiten Anlauf oder stützt er sich besonders auf die Vorderbeine ab? All das sind wichtige Hinweise auf mögliche Schwachstellen.

Der Balancetest

Dieser Test ist super, um die Körperbeherrschung deines Hundes einzuschätzen. Stelle dich neben deinen Hund, während er entspannt steht. Hebe vorsichtig eine seiner Pfoten leicht an. Ein fitter Hund kann problemlos 5-10 Sekunden auf drei Beinen stehen, ohne zu schwanken oder die Pfote sofort wieder abzusetzen. Teste alle vier Pfoten – gibt es Unterschiede zwischen links und rechts?

Der Wendigkeitstest

Lege eine Strecke von etwa 10 Metern ab und platziere drei bis vier Pylonen im Abstand von etwa 2 Metern. Führe deinen Hund im normalen Tempo durch den Slalom. Ein beweglicher Hund kann die Richtungswechsel flüssig ausführen, ohne den Parcours zu verlassen oder zu stolpern. Achte besonders darauf, ob dein Hund in beide Richtungen gleich gut abschneidet.

Der Ausdauertest

Geh mit deinem Hund 15 Minuten in flottem Tempo spazieren – nicht joggen, aber zügig gehen. Ein fitter Hund sollte diese Strecke ohne übermäßiges Hecheln oder Verlangsamung des Tempos bewältigen können. Beobachte, wie schnell sich dein Hund nach einer kurzen Pause wieder erholt. Die Atmung sollte sich innerhalb von 2-3 Minuten normalisieren.

Der Koordinationstest

Lege verschiedene Untergründe aus – zum Beispiel eine Yogamatte, ein Handtuch und einen rutschfesten Läufer. Führe deinen Hund langsam über diese Materialien. Ein koordinativ fitter Hund passt seine Schrittlänge und Körperhaltung den unterschiedlichen Untergründen an, ohne zu zögern oder unsicher zu werden.

Die Dokumentation der Tests

Führe diese Tests am besten alle 4-6 Wochen durch und dokumentiere die Ergebnisse. Mach dir Notizen oder noch besser: Filme die Tests mit deinem Smartphone. So kannst du Fortschritte objektiv nachvollziehen und eventuelle Verschlechterungen frühzeitig erkennen.

Was die Testergebnisse bedeuten

Keine Sorge, wenn dein Hund nicht bei allen Tests top abschneidet – das ist völlig normal! Die Tests zeigen dir, wo ihr ansetzen könnt. Schwierigkeiten beim Balancetest deuten zum Beispiel auf Verbesserungspotenzial in der Körperstabilität hin. Ein zögerlicher Wendigkeitstest kann ein Hinweis darauf sein, dass mehr Koordinationsübungen sinnvoll wären. Sollte die Auffälligkeiten allerdings deutlich ausfallen, rate ich dir zu einem Besuch in einer Physiotherapie-Praxis, um ggf. sog. Blockaden und Verspannungen lösen zu lassen.

Bedenke auch das Alter und die Rasse deines Hundes bei der Bewertung. Ein 10-jähriger Labrador wird beim Wendigkeitstest naturgemäß anders abschneiden als ein 3-jähriger Border Collie. Vergleiche die Ergebnisse deines Hundes immer nur mit seinen eigenen früheren Leistungen, nicht mit anderen Hunden bzw. nutzte den Seitenvergleich bei deinem Hund.

Bevor es an Fitnessübungen geht, macht ein Fitnesstest Sinn.

Ein Ausdauertest kann auch auf einem Hundelaufband stattfinden. Brauchte es aber nicht. Bild: VitaliTier

Fitnessübungen für Hunde: Von Grundlagen bis Fortgeschritten 

Lass uns nun einen genaueren Blick auf die verschiedenen Übungsmöglichkeiten werfen. 

Bei den Grundlagenübungen beginnen wir u.a. mit dem korrekten geraden Sitz, Platz und Steh und den Wechsel zwischen diesen Positionen. Auch propriozeptive Übungen gehören für mich zu den Grundlagen. 

Fortgeschrittene Übungen wie das Cavaletti-Training sind ideal für Hunde, die bereits eine gute Grundkondition haben. 

Gleichgewichtsübungen auf dem Balance-Pad sind ebenfalls sehr effektiv, gehören aber für die meisten Hunde in die Kategorie “Fortgeschritten”. 

Fange immer – ja, immer – mit den Basic-Übungen an. Diese kannst du z.B. in meinem Online-Fitnesskurs “Rockin´the basics” lernen. Ist dein Hund schon älter, empfehle ich dir allerdings den Kurs “Oldies but Goldies”

Ist dein Hund schon fortgeschritten im Hundefitnesstraining kann ein Einzel-Coaching euch weiterbringen. In diesem schauen wir uns den aktuellen Ist-Zustand an, betrachten die bisherigen Übungen auf ihre Sinnhaftigkeit und Effizienz und fügen neue Übungen in den Fitnessplan ein. 

Hunde-Fitness: Der optimale Einstieg in das Training

Der Einstieg ist die kritischste Phase des Trainings. Hier werden die Grundlagen für den späteren Erfolg gelegt. Starte – je nach Trainingsplan – mit einem kleinen Warm-Up. Die Muskeln werden stärker durchblutet und der Hund mental auf das Training eingestimmt.

Die Haupttrainingsphase sollte anfangs nicht länger als wenige Minuten dauern. Das mag dir kurz erscheinen, aber für deinen Hund bedeutet das konzentrierte Training eine große Anstrengung – sowohl körperlich als auch mental. 

Vergiss nie die Cool-down-Phase! Lass deinen Hund noch etwa 5Minuten locker bewegen und entspannen. Das hilft auch beim mentalen Abschalten.

Fitnessübungen mit Hund: Diese Warnsignale solltest du kennen

Als verantwortungsvoller Hundehalter ist es wichtig, dass du die Signale deines Hundes richtig interpretierst. Übermäßiges Hecheln, das über die normale Anstrengung hinausgeht, kann ein Zeichen von Überforderung sein. Auch wenn dein Hund sich vermehrt setzt oder sich dem Training entzieht, solltest du aufmerksam werden. In meinen Online-Kursen erkläre ich dir noch einiges Mehr, was es beim Hundefitnesstraining zu beachten gilt. 

Besonders wichtig: Achte auf Veränderungen im Bewegungsablauf. In solchen Fällen beende das Training, überdenke deinen Plan oder hole dir Feedback von einem Experten.

Nicht jede Fitnessübung passt für jeden Hund und nicht jede Fitnessübung kann mehrfach wiederholt werden.

Entscheidend ist zu erkennen, wann eine Fitnessübung nicht passt oder zu viel ist, sonst kann die Fitnessübung im Zweifel mehr schaden als nutzen. Bild: VitaliTier

Erfolgreiche Hundefitnessübungen: So motivierst du deinen Hund richtig

Die Motivation deines Hundes ist der Schlüssel zum Erfolg. Ohne Freude am Training wird es keine nachhaltigen Erfolge geben. Arbeite deshalb konsequent mit positiver Bestärkung. Finde heraus, was dein Hund besonders mag – bei manchen Hunden sind es Leckerlis, andere motiviert ein Spielzeug oder einfach dein begeistertes Lob.

Variiere die Belohnungen, um das Training spannend zu halten. Manchmal reicht ein aufmunterndes „Super!“, in anderen Momenten darf es auch mal ein besonderes Leckerli sein. Wichtig ist, dass die Belohnung unmittelbar nach der gewünschten Übung erfolgt.

Fitnessplan für Hunde: So gestaltest du das optimale Training

Ein strukturierter Trainingsplan ist Gold wert. Plane drei bis vier Trainingseinheiten pro Woche fest in deinen Alltag ein. Das können feste Zeiten sein, etwa morgens vor der Arbeit oder am späten Nachmittag. Wichtig ist, dass du Termine mit deinem Hund genauso ernst nimmst wie andere Termine. Wie ein sinnvoller Plan aussehen kann, ist z.B. auch Teil meiner Online-Kurse. Denn eine Fitnessübung zu kennen ist eine Sache. Sie korrekt und zielgerichtet auszuführen nochmal eine Andere.

Dokumentiere die Übungen und Fortschritte deines Hundes. Das motiviert nicht nur dich, sondern hilft dir auch, das Training optimal anzupassen. Notiere dir, welche Übungen besonders gut klappen und wo noch Verbesserungsbedarf besteht.

Fazit: Die perfekte Fitnessübung für jeden Hund finden

Die perfekte Fitnessübung für deinen Hund findest du im Zweifel nicht einfach im Internet. Denn: Jeder Hund ist ein Individuum mit eigenen Bedürfnissen. Was bei einem Hund hervorragend passt, muss bei einem anderen noch lange nicht Sinn machen.

Mein Rat: Lerne die Grundlagen, hole dir Feedback, sei aufmerksam und habe einen Plan. Dann wird das Hundefitnesstraining das Leben deines Hundes absolut bereichern!

Als  Hundephysiotherapeutin und Fitnesstrainerin arbeite ich seit über 10 Jahren mit Hunden aller Altersgruppen und Rassen. Meine Erfahrung zeigt: Jeder Hund kann von angepasstem Fitnesstraining profitieren! In meiner täglichen Arbeit erlebe ich immer wieder, wie Hunde durch gezieltes Training nicht nur körperlich fitter werden, sondern auch mental aufblühen.

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