Hundefitnesstraining erfreut sich immer größerer Beliebtheit – und das zu Recht! Es stärkt nicht nur die Muskulatur und Koordination unserer Hunde, sondern fördert auch die geistige Auslastung und vertieft die Mensch-Hund-Beziehung. Doch beim Training stellt sich schnell die Frage: Welche Methode ist die richtige?

Warum die Wahl der Trainingsmethode so wichtig ist

Die Art und Weise, wie wir im Hundefitnesstraining arbeiten, hat enormen Einfluss auf den Trainingserfolg und das Wohlbefinden unseres Hundes. Eine unpassende Methode kann dazu führen, dass:

  • Dein Hund die Übungen nicht korrekt ausführt und somit der Trainingseffekt ausbleibt oder sogar Fehlbelastungen entstehen
  • Die Motivation deines Hundes sinkt, weil er frustriert ist oder nicht versteht, was du von ihm möchtest
  • Ihr beide unnötig viel Zeit investiert, ohne die gewünschten Fortschritte zu sehen
  • Dein Hund Abhängigkeiten entwickelt (z.B. von Futter in der Hand) und nur noch mit permanenter Bestechung arbeitet
  • Das Training zur Belastung statt zur Bereicherung wird

Die gute Nachricht: Wenn du die verschiedenen Trainingsmethoden und ihre Einsatzgebiete kennst, kannst du gezielt die passende Technik für jede Übung und jeden Trainingsstand wählen. Das macht das Training effizienter, motivierender und vor allem erfolgreicher – sowohl für dich als auch für deinen Hund.

Im Hundefitnesstraining geht es um mehr als nur darum, dass dein Hund auf ein Podest steigt oder durch Cavalettis läuft. Es geht – neben dem Muskelaufbau oder Muskelerhalt – um bewusste Körperwahrnehmung und koordinierte Bewegungsabläufe. Die richtige Trainingsmethode ist dabei der Schlüssel zum Erfolg.

Schauen wir uns die wichtigsten Ansätze mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen an.

Training im Bereich Hundefitness kann verschiedenen aussehen - ja nach Trainingsmethode.

Wie kommt der Hund auf das Hundefitnessgerät? Dafür kommen mehrere Trainingsmethoden in Frage.

Markertraining (Clickern beim Hund) als eine Trainingsmethode im Hundefitness

Beim Markertraining wird ein präzises Signal – meist ein Clicker oder ein Markerwort wie „Yes“ – eingesetzt, um dem Hund exakt zu zeigen, welches Verhalten erwünscht ist. Der Marker wird im Moment des korrekten Verhaltens gesetzt und anschließend folgt die Belohnung.

Vorteile vom Clickern im Hundefitnesstraining:

  • Höchste Präzision: Der Marker ermöglicht es, den exakten Moment zu markieren, in dem der Hund die richtige Körperposition einnimmt
  • Schnelles Lernen: Hunde verstehen sehr rasch, welche Bewegung oder Haltung gewünscht ist
  • Distanzarbeit möglich: Du kannst deinen Hund auch aus der Entfernung trainieren, ohne körperlich eingreifen zu müssen
  • Fördert Mitdenken: Der Hund wird aktiv und bietet eigenständig Verhalten an
  • Gut für komplexe Übungen: Perfekt für anspruchsvolle Fitnessübungen wie Podestarbeit oder Balance-Übungen
  • Emotionale Neutralität: Das mechanische Click ist immer gleich, unabhängig von deiner Tagesverfassung

Nachteile vom Clickern im Hundetraining:

  • Erfordert gutes Timing: Dein Timing muss präzise sein, sonst markierst du falsches Verhalten
  • Zusätzliches Hilfsmittel: Du benötigst immer den Clicker oder musst ein Markerwort konditionieren
  • Kann überfordern: Manche Hunde werden bei zu vielen Clicks nervös oder überdreht
  • Keine Hilfestellung: Der Hund muss selbst herausfinden, was zu tun ist – kann bei sehr unsicheren Hunden frustrierend sein

Locken (Luring beim Hund) als Trainingsmethode im Hundefitness

Beim Locken führst du deinen Hund mit einem Leckerli oder Spielzeug in die gewünschte Position. Die Belohnung dient gleichzeitig als Magnet, der den Hund in die richtige Bewegung bringt.

Vorteile vom Luring im Hundefitnesstraining:

  • Schneller Einstieg: Besonders für Anfänger leicht umzusetzen
  • Gibt Sicherheit: Hunde fühlen sich geführt und wissen sofort, was zu tun ist
  • Ideal für neue Geräte: Hilft ängstlichen Hunden, sich an neue Trainingsgeräte zu gewöhnen
  • Natürliche Körperhaltung: Du kannst die Körperhaltung gut steuern und anatomisch korrekte Bewegungen fördern
  • Wenig Frust: Der Hund erlebt schnell Erfolgserlebnisse

Konkretes Beispiele:
Wackelbrett: Locke den Hund vorsichtig auf das Brett, um die erste Scheu zu nehmen

Nachteile:

  • Abhängigkeit vom Futter: Der Hund folgt oft nur dem Leckerli, nicht dem eigentlichen Signal
  • Schwierig abzubauen: Viele Hunde bleiben dauerhaft auf die Futterhand fixiert
  • Weniger Eigeninitiative: Der Hund denkt nicht selbstständig mit
  • Ungenau bei komplexen Übungen: Bei präzisen Fitness-Positionen kann es schwierig werden
  • Begrenzt bei Distanzarbeit: Du musst immer nah am Hund sein
Welche Methoden im Hundetraining sinnvoll sind, entscheidet immer auch die Übung und der Hund.

Bei manchen Übungen kann sogar das sog. Modelling als Trainingsmethode in Frage kommen, so z.B. beim „Verbeugen“.

Shaping beim Hund (Freies Formen) als Trainingsmethode im Hundefitness

Beim Shaping belohnst du schrittweise jede Annäherung an das Zielverhalten. Der Hund experimentiert frei und du verstärkst gezielt die richtigen Ansätze – oft in Kombination mit einem Marker.

Vorteile vom Shaping im Hundefitnesstraining:

  • Maximale Kreativität: Der Hund lernt aktiv mitzudenken und eigene Lösungen zu finden
  • Gute Körperwahrnehmung: Durch das Ausprobieren kann der Hund ein gesteigertes Körpergefühl entwickeln
  • Kein Hilfsmittel-Abbau nötig: Es entsteht keine Abhängigkeit von Locken oder Führhilfen
  • Fördert Problemlösekompetenz: Ideal für anspruchsvolle Koordinationsübungen

Konkrete Beispiele:
Vorderpfoten auf erhöhtem Podest: Belohne erst jedes Schnüffeln am Podest, dann Pfote in die Nähe, dann Berühren, dann Auflegen

Nachteile vom freien Formen im Training:

  • Zeitintensiv: Der Lernprozess dauert länger als bei anderen Methoden
    Erfordert Geduld: Sowohl Hund als auch Mensch müssen geduldig sein
    Kann frustrieren: Manche Hunde geben schnell auf, wenn sie nicht sofort Erfolg haben
    Schwierig für Anfänger: Es braucht Erfahrung, um die richtigen Zwischenschritte zu erkennen und zu belohnen
    Nicht bei allen Übungen praktikabel: Bei manchen Fitnessübungen ist eine gewisse Führung notwendig

Target-Training beim Hund als Trainingsmethode im Hundefitness

Eine spezielle Form ist das Target-Training, bei dem der Hund lernt, mit Pfote, Nase oder anderen Körperteilen ein Ziel (Target) zu berühren.

Vorteile vom Target-Training im Hundefitnesstraining:

  • Vielseitig einsetzbar: Perfekt für Podeste, Cavaletti-Arbeit und Balance-Übungen
  • Präzise Platzierung: Körperteile können exakt positioniert werden
  • Kombinierbar: Lässt sich gut mit Markertraining verbinden
  • Spaßfaktor: Viele Hunde lieben Target-Arbeit

Konkrete Beispiele:
Pfoten-Target für Podeste: Trainiere den Hund, jede einzelne Pfote präzise auf markierte Spots zu setzen
Nasen-Target für Richtungswechsel: Nutze einen Target-Stick, um den Hund um Hindernisse zu führen

Nachteile:

  • Zusätzlicher Trainingsschritt: Das Target muss erst erarbeitet werden
  • Fokus auf Target: Manchmal fixiert der Hund zu sehr auf das Target und vergisst die eigentliche Fitnessübung
  • Hilfsmittel nötig: Du brauchst verschiedene Targets

Futter in der Hand vs. verstecktes/kein sichtbares Futter beim Hundefitnesstraining

Eine grundlegende Entscheidung, die quer durch alle Trainingsmethoden geht, ist die Frage: Arbeite ich mit sichtbarem Futter in der Hand oder halte ich die Belohnung verborgen? Wobei klar zu sagen ist, dass Locken in der Regel über Futter in der Hand erfolgt.

Mit Futter in der Hand arbeiten

Für mich bedeutet das, passendes Futter liegt in der Hand und der Hund folgt der Hand mit dem Futter bzw. über die Futterhand kann ich bestimmte Positionen einführen und festigen.

Vorteile:

  • Hohe Motivation: Der Hund sieht die Belohnung und ist dadurch hochmotiviert
  • Schnelle Ergebnisse: Besonders bei neuen Übungen oder unsicheren Hunden führt sichtbares Futter zu raschem Erfolg
  • Klare Kommunikation: Der Hund weiß sofort, dass es eine Belohnung gibt
  • Gut für Locken: Unerlässlich, wenn du mit Locktechniken arbeitest
  • Hilfreich bei Ablenkung: In schwierigen Umgebungen kann sichtbares Futter die Konzentration fördern

Nachteile:

  • Abhängigkeit: Manche Hunde arbeitet nur, wenn sie Futter sehen – kein Futter, keine Leistung
  • Fixierung auf die Hand: Der Fokus liegt auf dem Leckerli statt auf der Übung oder deinem Körper
  • Schwierig abzubauen: Das Verhalten wird an das sichtbare Futter gekoppelt, was später nur schwer zu ändern ist
  • Eingeschränkte Bewegungsfreiheit: Du hast immer eine Hand besetzt
Hundefitness mit Futter in der Hand geht oft problemlos.

Ob mit oder ohne Futter sollte mMn nicht pauschal beantwortet werden.

Ohne sichtbares Futter arbeiten (versteckt oder in Bauchtasche)

Wenn ich ohne Futter in Sicht arbeiten möchte, verwende ich eine Leckerlitasche entweder seitlich an der Hüfte oder noch besser hinten befestigt.

Vorteile:

  • Signalkontrolle: Der Hund lernt, auf dein verbales oder körperliches Signal zu reagieren, nicht auf Futter
  • Bessere Konzentration: Ohne Ablenkung durch Futter sind manche Hunde konzentrierter bei den Übungen
  • Langfristig stabiler: Das Verhalten wird unabhängiger von äußeren Reizen
  • Beide Hände frei: Du kannst bei Bedarf unterstützen, Geräte anpassen oder natürlicher kommunizieren

Nachteile:

  • Langsamerer Aufbau: Besonders am Anfang dauert es länger, bis der Hund versteht, was du möchtest
  • Erfordert gutes Timing: Du musst sehr präzise belohnen, da der Hund nicht schon vorab „vorgewarnt“ ist
  • Kann demotivieren: Manche Hunde arbeiten weniger enthusiastisch ohne sichtbare Belohnung
  • Schwieriger bei ängstlichen Hunden: Unsichere Hunde brauchen oft die Sicherheit des sichtbaren Futters
  • Mehr Geduld nötig: Sowohl du als auch dein Hund müssen geduldiger sein

Der optimale Weg: Fading (Ausblenden) als Trainingsmethode im Hundefitness

In der Praxis hat sich folgender Aufbau bewährt:

  • Anfangsphase: Arbeite mit sichtbarem Futter, um die Übung zu etablieren und Motivation aufzubauen
  • Übergangsphase: Reduziere schrittweise – mal Futter in der Hand, mal nicht (Variable Verstärkung)
  • Fortgeschrittene Phase: Futter nur noch in der Bauchtasche, belohne nach erfolgreicher Ausführung
  • Profi-Level: Wechsle zwischen verschiedenen Belohnungen (Futter, Spiel, Lob) aus der Tasche

So nutzt du die Vorteile beider Ansätze und baust eine gesunde, nachhaltige Trainingsstruktur auf!

Welche Trainings-Methode für welchen Zweck?

Oftmals bietet es sich an, sich bewusst für eine Trainingsmethode zu entscheiden. So wähle ich z.B. in der Praxis, um einem Patientenbesitzer mit seinem Hund eine Übung konkret vorzustellen und zu starten oft das Locken mit Futter in der Hand. Denn in diesem Moment sollen Hund und Halter schnell verstehen, um was es geht bzw. wie die Übungen aussehen sollte.

  • Für Einsteiger und ängstliche Hunde: Beginne mit Locken, um Vertrauen aufzubauen, wechsle dann zum Markertraining
  • Für präzise Fitnessübungen: Markertraining oder Target-Training sind ideal
  • Für kreative, selbstständige Hunde: Shaping fördert Körpergefühl und Selbstbewusstsein optimal
  • Für komplexe Koordinationsaufgaben: Kombination aus Shaping und Markertraining

Meine Empfehlung: Der Mix macht’s!

In der Praxis hat sich eine Kombination verschiedener Methoden als am effektivsten erwiesen. Nutze Locken für den ersten Kontakt mit neuen Geräten, baue dann auf Markertraining um und integriere Shaping-Elemente für die Feinabstimmung. So profitierst du von den Vorteilen aller Methoden und minimierst die Nachteile.

In meinen Einsteiger-Online-Kurse arbeite ich sehr viel über das Locken. Denn ist es einfacher und schneller und damit am Anfang effektiver. Selbstverständlich muss der Hundehalter ein Auge darauf haben, ob der eigene Hund mit dem Futter vor der Nase zu hektisch und damit zu ungenau wird. Dann sollte die Methode angepasst werden Und vor allem: Der Futterpunkt bzw. die Stelle der Handposition muss für die jeweilige Übungen korrekt gewählt sein.

Ein pauschales Ablehnen von Futter in der Hand halte ich für falsch! Auch ein pauschales Ablehnen von Fehlersignalen halte ich für falsch! Solche Signale können wertvolle Informationen für den Hund im Training sein.
Das Wichtigste ist aber: Dein Hund soll Spaß am Training haben und körperlich wie geistig gefördert werden – welche Methode dazu führt, ist individuell unterschiedlich.

Hundefitnesstraining mit Kathrin Schurig - online und vor Ort

In meinen Online-Hundefitness-Kursen lernst du den richtigen Futterpunkt zu setzen – ob mit oder ohne Futter in der Hand.

Fazit: Der bewusste Umgang mit Trainingsmethoden macht den Unterschied

Die Wahl der richtigen Trainingsmethode im Hundefitnesstraining ist keine Glaubensfrage, sondern eine praktische Entscheidung, die du an die jeweilige Situation, deinen Hund und die konkrete Übung anpassen solltest.

Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick:

  • Für nachhaltige Erfolge ist es entscheidend, dass dein Hund nicht nur mechanisch eine Bewegung ausführt, sondern seinen Körper bewusst wahrnimmt.
  • Futter als Werkzeug, nicht als Krücke: Sichtbares Futter kann ein hilfreiches Werkzeug sein, um neue Übungen einzuführen
  • Starte dort, wo dein Hund steht: Ein unsicherer Hund braucht möglicherweise die Sicherheit des Lockens, während ein selbstbewusster, lernfreudiger Hund beim Shaping aufblüht. Ein ängstlicher Hund auf dem Wackelbrett? Locke ihn sanft heran. Ein erfahrener Fitnesshund bei einer neuen Koordinationsaufgabe? Lass ihn mitdenken und shape die Lösung.
  • Die Kombination macht’s perfekt: In der Praxis wirst du feststellen, dass die besten Trainer flexibel zwischen den Methoden wechseln. Sie locken bei der ersten Begegnung mit einem neuen Gerät, wechseln zu Markertraining für die Präzision, integrieren Shaping-Elemente für die Feinabstimmung und nutzen Target-Training für komplexe Positionierungen.
  • Dein Timing und deine Beobachtungsgabe sind entscheidender als die Methode: Die beste Trainingsmethode nützt nichts, wenn du nicht erkennst, wann dein Hund überfordert ist, wann er eine Pause braucht oder wann er bereit für den nächsten Schritt ist. Achte auf die Körpersprache deines Hundes – sie verrät dir, ob du auf dem richtigen Weg bist.

Hundefitnesstraining ist mehr als körperliche Ertüchtigung: Es ist eine wunderbare Möglichkeit, die Beziehung zu deinem Hund zu vertiefen, sein Selbstbewusstsein zu stärken und gemeinsam zu wachsen. Die bewusste Wahl der Trainingsmethode zeigt deinem Hund, dass du ihn als Individuum wahrnimmst und auf seine Bedürfnisse eingehst.

Mein Rat: Beginne mit der Methode, die dir und deinem Hund am leichtesten fällt. Sammle Erfolge, baue Vertrauen auf – und dann wage dich Schritt für Schritt an neue Ansätze heran. Jede Methode, die du beherrschst, erweitert dein Trainings-Repertoire und macht dich zu einem besseren Trainingspartner für deinen Hund.

Viel Freude beim gemeinsamen Training!