Medical Training ist nicht nur für den Besuch in der Tierarztpraxis sinnvoll. Medical Training hilft auch ungemein, wenn der Hund oder die Katze zur Physiotherapie bzw. Osteopathie kommt. So lassen sich die Untersuchung und Behandlungen deutlich besser umsetzen und der Hund bzw. die Katze können den Praxisbesuch stressfreier erleben. 

 

Warum hilft Medical Training in der Physiotherapie-Praxis?

Vielen leuchtet die Verwendung von Medical Training in der Tierarztpraxis ein. Das Tier hat die Chance auf eine stressärmere Untersuchung und Behandlung. 

Tatsächlich ist dieses Training jedoch auch mehr als sinnvoll für den Besuch in einer Tierphysiotherapie-Praxis. 

Viele meiner Patienten sind entspannt bei meinen Behandlungen und ohne großes Training sind die nötigen Untersuchungen und Behandlungen möglich. Jackpot für Tier und Therapeut! 

Entspannt bei der Physiotherapie - so soll es sein

Entspannt bei der Physiotherapie durch Medical Training

Aber natürlich ist das nicht bei allen Patienten der Fall. Zu mir kommen sogar recht viele Patienten, die Schwierigkeiten im Umgang mit zunächst fremden Menschen haben. Oft ist dann ein Anfassen sowieso nicht sofort möglich und ich arbeite zunächst anders. Ich kommuniziere dabei aber sofort offen, dass eine umfassende Untersuchung und Behandlung so nicht möglich ist. Die ersten Ziele sind jedoch bei diesen Patienten sowieso anders gesteckt. 

Anders bei Patienten, die an sich kein Problem mit Berührungen haben, es jedoch nicht gelernt haben, z.B. ruhig seitlich liegen zu bleiben, oder sich die Pfoten umfassend anfassen zu lassen etc. Bei diesen Tieren ist schnell ein Vertrauensverhältnis aufgebaut und dann ist es einfach schade, wenn keine umfassende Techniken möglich sind, weil das Tier kein entsprechendes Training hatte. 

 

Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, bei Hunden und Katzen kreativer zu arbeiten als bei Pferden, die – wenn sie es grundsätzlich gelernt haben – in der Regel stillstehen und ein strukturiertes Arbeiten vereinfachen. Aufgrund fehlenden Trainings durch die Besitzer wurde ich also bei den Kleintieren flexibler in Bezug auf Untersuchungs- und Behandlungsgriffe und – Techniken. 

 

Am Ende bleibt es jedoch dabei: umfassende Untersuchungen und manuelle Therapien sind oft nur möglich, wenn der Hund/die Katze in einer bestimmten Position stressfrei verharren kann. 

Und dabei hilft ein gutes Medical Training. 

 

Was genau ist sinnvoll aus dem Medical Training für Tiere?

Schaut man sich den Besuch in der Tierarztpraxis an, ist das Medical Training dafür sehr ausführlich. Anfassen lassen, Augen- und Ohrenuntersuchungen, ins Maul schauen lassen, Abhören, Hinlegen, Blutabnehmen lassen, Spritzen etc etc etc. 

 

So umfassend ist es für die Tierphysiotherapie nicht. Auf das Nötigste heruntergebrochen sind es vor allem 3 Dinge:

  • überall anfassen lassen, d.h. auch Rutenansatz, Kopf und Pfoten
  • auf der Seite liegen bleiben können und das auf beiden Seiten
  • stehen bleiben können

Sind diese 3 Sachen gut trainiert, kann ein Therapeut letztlich alle nötigen Untersuchungen und Behandlungen in Ruhe, mit Bedacht und Gründlichkeit erledigen. 

Seitliches Liegen ist essentiell für bestimmte Untersuchung

Seitliches Liegen ist essentiell für bestimmte Untersuchung

 

Wie kann ich Medical Training für meinen Hund und meine Katze trainieren?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten an das Medical Training heranzugehen. Leider sind viele Katzen weniger kooperativ und schwieriger zu trainieren. Dennoch empfehle ich auch den Katzenbesitzern verschiedene Handgriffe bzw. Maßnahmen zu trainieren. 

Bewährt hat sich tatsächlich ein Training über Futter. 

Hier kann z.B. ein kleiner Eimer, eine Box mit Leckerlis gefüllt verwendet werden. Der Hund darf lernen: Blick auf die Box/Leckerli etc  plus Anfassen lassen gibt ein Leckerli. Blick weg vom Leckerli-Objekt, das Anfassen hört auf, es gibt keine Leckerli. So kann das Tier zum einen lernen, dass Anfassen Positives folgen lässt und zum anderen ein Signal zu geben, dass es nun eine Pause braucht. 

 

Die Arbeit über so ein Objekt ist nicht zwingend nötig. Es können die verschiedenen Griffe und Maßnahmen auch rein über Markertraining gelehrt werden. Hierbei fehlt allerdings die Kommunikationsmöglichkeit bzgl. eines Pausenwunsches. 

 

Im weiteren Verlauf können dem Hund unter Nennung der Begriffe verschiedene Untersuchungen näher gebracht werden. So bietet es sich an ein Startsignal wie z.B. “Untersuchung”, ein Endesignal wie z.B. “fertig” sowie Signale für die verschiedenen Bereiche zu etablieren. So kennen meine Hunde die Begriffe “Augen”, “Ohren”, “Pfoten”. 

Auch die verschiedenen Positionen sind idealerweise benannt, insbesondere für die Physiotherapie-Praxis die beiden seitlichen Liegepositionen. Meine Kunden haben “Schlafen” & “Träumen”, “Ying” & “Yang”, “Liegen” und “Pennen”, um ein paar Beispiele zu nennen. 

Letztlich entscheidend wird jedoch sein, dass der Hund lernt in diesen Positionen und bei den Behandlungsgriffen entspannt sein zu können. Ob das Ganze dann einen Namen trägt oder nicht, wird für einen Behandlungserfolg nicht entscheidend sein. 

Medical Training ist also nicht nur für den Tierarztbesuch hilfreich, sondern trägt auch zu einer guten Behandlung in der Hundephysiotherapie bei. 

 

Es gibt inzwischen nicht nur gute Bücher  zu diesem Thema, sondern auch empfehlenswerte Online-Kurse, z.B. von denktier.at

 

Und wie immer gilt beim Arbeit mit unseren Tieren: Geduld ist ratsam. Und lieber vorbeugend arbeiten und nicht erst, wenn die Übungen dringend gebraucht werden.