In den letzten Jahren häufen sich Patienten mit zunächst unklaren Lahmheiten in meiner Tierphysiotherapie-Praxis. Inzwischen frage ich bereits beim ersten Termin: Wurde eine Blutuntersuchung auf Zeckenerkrankungen gemacht?

Erkrankungen durch Zecken:

Zecken können bei Hunden verschiedene Erkrankungen verursachen. Die häufigsten sind:

  1. Borreliose (Lyme-Borreliose): Verursacht durch die Bakterienart Borrelia burgdorferi, die von infizierten Zecken übertragen wird. Symptome können Fieber, Gelenkschwellungen und Lahmheit umfassen.
  2. Anaplasmose: Eine Infektion, die durch Bakterien verursacht wird und Gelenkschmerzen, Fieber und Lethargie verursachen kann.
  3. Babesiose: Eine durch Einzeller verursachte Infektion, die die roten Blutkörperchen befällt und Anämie, Fieber, Lethargie und verfärbten Urin verursachen kann.
  4. Ehrlichiose: Eine durch Bakterien verursachte Infektion, die Entzündungen in verschiedenen Körpersystemen verursachen kann. Symptome sind Fieber, Lethargie, Appetitlosigkeit und Blutungsstörungen.
  5. FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis): Eine durch Viren verursachte Infektion, die beim Menschen zu neurologischen Symptomen führen kann, jedoch bei Hunden seltener vorkommt.

 

Somit erklärt sich auch meine Frage. Denn insbesondere die Borreliose und die Anaplasmose können Lahmheiten hervorrufen. Dabei treten Vorhandlahmheiten genauso oft auf wie Hinterhandlahmheiten, teilweise sogar in Kombination.

Ohne Antibiotikum geht es dann nicht, ABER:

 

Physiotherapie bei Zeckenerkrankungen:

Ein Physiotherapeut kann bei Hunden, die an diesen Erkrankungen leiden, helfen, indem er:

  • Schmerzlinderung: durch Techniken, die die Schmerzen und Entzündungen reduzieren, die durch die Erkrankung verursacht wurden
  • Gelenkmobilität erhalten oder verbessern: durch gezielte Übungen und passive oder aktive Bewegungen kann die Gelenkbeweglichkeit erhalten bzw. wieder verbessert werden.
  • Muskulatur stärken: durch gezielte Übungen , um die Muskulatur zu stärken und die Gelenke besser zu stabilisieren. Dies macht allerdings erst Sinn, wenn die Lahmheit deutlich reduziert sind, also nach ca. 4 Wochen Therapie mittels Antibiotika.

    Schmerzlinderung mittels Elektrotherapie

    Schmerzlinderung durch z.B. Elektrotherapie bei                                            Zeckenerkrankungen

Schutz vor Zecken:

Um festzustellen, ob der Hund von einer Zecke gebissen wurde, sollte man regelmäßig auf Zecken untersuchen, insbesondere nach Spaziergängen in Gebieten mit hohem Zeckenaufkommen, wie Wäldern, hohem Gras oder Unterholz.

  1. Visuelle Inspektion:
    • Kopf und Ohren
    • Hals und Schultern
    • Brust und Bauch
    • In der Nähe des Schwanzes
    • Zwischen den Zehen und Beinen
  2. Manuelle Untersuchung:  mit den Fingern vorsichtig und systematisch durch das Fell des Hundes, um nach ungewöhnlichen Erhebungen oder kleinen Knötchen zu suchen, die auf eine anhaftende Zecke hindeuten könnten.
  3. Verwendung von Hilfsmitteln: bei Hunden mit dichtem oder langem Fell kann einen Kamm nützlich sein, um das Fell gründlich zu durchkämmen.

Festgebissen Zecken sollten zügig entfernt werden. Hierzu gibt es auf dem Markt einige Hilfsmittel wie Zeckenzangen, Zeckenkarten, Pinzetten etc. Ich persönlich verwende seit bald 30 Jahren die klassische Zeckenzange erfolgreich. Ob drehen oder nicht drehen ist ja oft die Frage. Ich persönlich drehe seit bald 30 Jahren und habe noch nie einen Zeckenkopf stecken gehabt etc. Nach Entfernung der Zecke sollte man die Stelle ein paar Tage beobachten. Sollten in den nächsten Tage bzw. Wochen Anzeichen einer Infektion einstellen, ist umgehend ein Tierarztbesuch von Nöten. Insbesondere bei neu auftretenden Lahmheiten, die nicht anderweitig erklärt werden können, empfehle ich inzwischen immer ein Blutbild mit einem sog. Zeckenprofil machen zu lassen.

Um Zeckenbisse und das Risiko von durch Zecken übertragenen Krankheiten zu vermindern, lohnt es sich vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Hier scheiden sich die Geister, was oder was nicht dabei in Frage kommt.

Es gibt verschiedene Zeckenschutzmittel, die für Hunde wirksam sein können. Die Wahl des richtigen Schutzmittels hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einige der gängigen Zeckenschutzmittel sind:

  1. Zeckenhalsbänder: Diese Halsbänder enthalten Insektizide, die Zecken abtöten oder abwehren. Sie bieten in der Regel lang anhaltenden Schutz, der mehrere Monate dauern kann.
  2. Spot-on-Präparate: Diese flüssigen Präparate werden auf die Haut des Hundes, normalerweise im Nackenbereich, aufgetragen und bieten einen monatlichen Schutz gegen Zecken und oft auch gegen Flöhe.
  3. Tabletten und Kautabletten: Oral verabreichte Präparate, die gegen Zecken und manchmal auch gegen Flöhe wirken. Sie werden in der Regel monatlich oder, je nach Produkt, alle 2-3 Monate verabreicht.
  4. Natürliche Alternativen: Es gibt auch natürliche Zeckenabwehrmittel, die aus ätherischen Ölen oder anderen pflanzlichen Inhaltsstoffen bestehen. Auch das Auskämmen machen einige Hundebesitzer recht erfolgreich.

 

Subjektiv empfinde ich die Anzahl der von Zeckenerkrankungen betroffenen Hunde in meiner Praxis als steigend. Wichtig ist in meinen Augen vor allem eines: das Wissen um diese Erkrankungen und das im Blick haben einer solchen Erkrankung, wenn der eigene Hund plötzlich eine länger andauernde Lahmheit oder Steifigkeit zeigt.