Treppensteigen ist für Welpen nicht nur eine tolle Möglichkeit, ihre Umgebung zu erkunden, sondern auch ein wichtiger Schritt in ihrer körperlichen Entwicklung. Hier nun zwei Gründe, warum es sinnvoll ist, einen Welpen Treppen steigen zu lassen:

1. Bewegungsmuster erlernen und

2. ROM-Ebene (Range of Motion) bei Belastungen im ganzen Gelenk.

Treppensteigen für Welpen als sinnvolle Übung

Bewegungsmuster erlernen

Welpen sind von Natur aus neugierig und aktiv und das Treppensteigen kann ihnen dabei helfen, wichtige Bewegungsmuster zu erlernen. Treppensteigen ist eine komplexe Bewegung, die Koordination, Gleichgewicht und Muskelkraft erfordert. Welpen, die frühzeitig auch solche Bewegungsabläufe üben, können ihre motorischen und visuellen Fähigkeiten verbessern und ein besseres Körperbewusstsein entwickeln. Dies hilft ihnen eine bessere Körperwahrnehmung  und eine gut funktionierende Propriozeption (unbewusste Wahrnehmung der eigenen Bewegung, Stellung, Spannung, Haltung und der Lage im Raum) zu erhalten. Beides kann später vor Verletzungen durch Stolpern, Springen etc schützen.

 

ROM-Ebene (Range of Motion) bei Belastungen im ganzen Gelenk

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Treppensteigens für Welpen ist die ROM-Ebene, also der Bewegungsumfang in den Gelenken. Treppensteigen ist eine anspruchsvolle Übung, die die Flexibilität und die Belastbarkeit der Gelenke fördert.

Durch das Treppensteigen werden die Gelenke in verschiedenen Positionen belastet, was dazu führt, dass der Druckpunkt in unterschiedlichen Bereichen des Gelenks liegt.  Dies ist wichtig, damit sich die Gelenke umfassend stabil und gut ausgeprägt weiter entwickeln können. Ein monotones gleichmäßiges Laufen auf ein gerade Ebene würde nur in bestimmte Bereich der Gelenke die Belastung erreichen. Die Entwicklung eines Gelenkes folgt jedoch u.a. der einfachen Devise „was nicht benutzt wird, wird wohl auch nicht gebraucht“  – die Abwechslung in der Bewegung und Belastung ist also ein wichtiger Baustein für eine gesunde Entwicklung der Welpen.

Übrigens: ein Vergleich mit dem Menschen beim Treppensteigen hinkt, denn während beim Menschen der Hauptbewegungsumfang beim Treppensteigen im Knie- und Hüftgelenk auftritt, erfolgt beim Hund eine erhöhte Bewegung im Sprunggelenk. Im Umkehrschluss heißt das also, dass das Argument „Schonung des Hüftgelenkes“ nicht wirklich greifen kann.

Wichtig ist jedoch, dass das Treppensteigen schrittweise und behutsam eingeführt wird, um die Gelenke und die Muskulatur des Welpen nicht zu überfordern. Die Intensität der Übung sollte langsam gesteigert werden, sodass sich der Welpe an die Anforderungen gewöhnen kann.

 

Sonderfall: Langer Rücken, kurze Beine etc

Dackelwelpe sitzt im Gras

Wie ist es bei Dackeln & Co?

Dackel, Corgi aber auch die Französischen und Englischen Bulldoggen haben oft auch im Erwachsenalter Probleme beim Treppensteigen. Insbesondere die Rassen/Mixe, die im Verhältnis einen langen Rücken und kurze Beine haben, zeigen gerne mal ungewöhnliche Gangbild beim Treppen rauf und runter gehen. Hier lohnt es sich, doch häufiger mal den Hund zu tragen um die verschiedenen Strukturen zu schonen.  Das Treppensteigen lernen sollte aber diese Hunde selbstverständlich auch.

 

Training des Treppensteigens bei Welpen

Zunächst empfiehlt es sich Treppen zu sichern, d.h. im besten Fall abzusperren, so dass der Welpe nicht unkontrolliert die Treppen nehmen kann.  Auch sollte die Stufen weder besonders glatt noch besonders hoch sein für ein Training. Dann kann gezieltes Training erfolgen. Viele Welpen lassen sich einfach mittels Locken mit der Stimme dazu bewegen einzelne Stufen zu nehmen.  Ist der Welpe eher ängstlich sind Geduld und kleine Trainingsschritte entscheidend. Und manchmal hilft auch einfach ein Leckerli auf der Stufe um dem Welpen das Treppensteigen etwas schmackhafter zu machen.

Fazit

Das Treppensteigen kann für Welpen eine sinnvolle Übung sein, um ihre motorischen Fähigkeiten zu verbessern und ihre Gelenke zu stärken. Es ist jedoch wichtig, dass das Treppensteigen kontrolliert und behutsam eingeführt wird und stets unter Aufsicht erfolgt, um mögliche Verletzungen zu vermeiden. Glatte oder sog. offenen Treppen sind dabei natürlich gefährlicher – dies gilt jedoch auch für den erwachsenen Hund im Übrigen. Auch sollte bei Welpen ein schnelles Rennen oder ein Sprung über die letzten ein bis drei Stufen vermieden werden.

Und wie immer gilt natürlich: Extreme sind selten zielführend. So würde ich den Welpen weder 5x am Tag die Stufen bis zum 5. Stock erklimmen lassen, noch ihn bis zum Ende des 1. Lebensjahres stets rauf und runtertragen. Das Mittelmaß zu finden ist das Ziel.

 

Wen das Thema noch weiter interessiert findet bei Prof. Dr. Fischer, Inhaber des Lehrstuhls für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Autor des Buches “Hunde in Bewegung”  einen lesenswerten Text.