Wenn dein Hund an Hüftdysplasie (HD) leidet, fragst du dich vielleicht, ob Bewegung und Training bzw. Muskeltraining bei HD überhaupt sinnvoll sind. Die Antwort lautet: Ja, absolut! Gezieltes Muskeltraining bzw. Hundefitnesstraining und spezielle Übungen sind nicht nur möglich, sondern sogar essenziell für Hunde mit HD. Sie können die Lebensqualität deines Hundes erheblich verbessern und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.
Du findest die ersten Teile dieser Blogartikel-Reihe hier:
Hüftdysplasie (HD) beim Hund: Ursachen, Symptome und Diagnose
Hüftdysplasie beim Hund: Behandlungsmöglichkeiten – operativ, konservativ, „alternativ“
HD beim Hund: Folgen, Risiken und Prävention

Ein Hund mit HD braucht Bewegung – entscheidend ist nur welche. Bild: Freepik
Warum Muskeltraining bei HD bzw. Hundefitnesstraining so wichtig ist
Hunde mit HD neigen dazu, ihre betroffenen Gelenke zu schonen. Und zwar durch einen Schonstand bzw. Schongang. Das führt langfristig zu einer Schwächung der umgebenden Muskulatur, was die Problematik noch verstärkt. Ein gezieltes Muskeltraining bzw. Fitnesstraining kann diesem Teufelskreis entgegenwirken.
Hier sind weitere wichtige Gründe, warum Fitnesstraining für Hunde mit HD so essenziell ist:
- Stärkung der stützenden Muskulatur: Durch regelmäßiges Training wird die Muskulatur rund um das Hüftgelenk gestärkt. Eine gut ausgebildete Muskulatur kann das instabile Gelenk besser unterstützen, die Belastung gleichmäßiger verteilen und somit Schmerzen reduzieren. Dies führt zu einer verbesserten Stabilität des Gelenks und kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.
- Verbesserung der Beweglichkeit und Flexibilität: Regelmäßiges, angepasstes Training fördert die Beweglichkeit und Flexibilität deines Hundes. Es hilft, Bewegungseinschränkungen vorzubeugen und erhält die Gelenkfunktion so gut wie möglich. Da HD in der Regel in einer Hüftgelenksarthrose mündet, ist das Ziel, so lange wie möglich so viel wie möglich an Mobilität zu erhalten, notwendig. Durch gezielte Beweglichkeitsübungen kann der Bewegungsradius des Gelenks erhalten oder sogar verbessert werden.
- Schmerzlinderung durch Endorphinausschüttung: Körperliche Aktivität fördert die Ausschüttung von Endorphinen, den körpereigenen Schmerzmitteln. Dies kann zu einer natürlichen Schmerzlinderung beitragen und das allgemeine Wohlbefinden deines Hundes steigern.
- Verbesserung der Propriozeption: Propriozeption, also die Fähigkeit des Körpers, seine Position im Raum wahrzunehmen, scheint bei Hunden mit HD oft beeinträchtigt. Gezieltes Training kann diese Körperwahrnehmung verbessern, was zu einer besseren Kontrolle der Bewegungen und einer Reduktion von Fehltritten oder Stürzen führt.
- Förderung der Durchblutung: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung im gesamten Körper, einschließlich der betroffenen Gelenke. Eine verbesserte Durchblutung unterstützt die Versorgung des Gelenkknorpels mit Nährstoffen (Achtung: der Gelenkknorpel selbst ist nicht durchblutet) und kann entzündungshemmend wirken.
- Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems: Angepasstes Ausdauertraining stärkt das Herz-Kreislauf-System deines Hundes. Ein fitter Hund hat generell eine bessere Konstitution, was sich positiv auf den Umgang mit chronischen Erkrankungen wie HD auswirken kann.
- Mentale Stimulation: Fitnesstraining bietet nicht nur körperliche, sondern auch geistige Herausforderungen. Die Beschäftigungsmöglichkeiten mit einem Hund mit HD sind durchaus eingeschränkter. Fitnesstraining ist jedoch eine Beschäftigungsmöglichkeit, die Spaß mit dem Notwendigen vereint.
- Verbesserung der Lebensqualität: Durch die Kombination all dieser Faktoren kann ein gezieltes Fitnesstraining die Lebensqualität deines Hundes erheblich verbessern. Hunde, die trotz HD aktiv und beweglich bleiben, zeigen oft eine bessere Stimmung und mehr Lebensfreude.
Es ist wichtig zu betonen, dass Fitnesstraining bei Hunden mit HD je nach Schweregrad der HD individuell angepasst und unter fachkundiger Anleitung durchgeführt werden sollte. Die Art und Intensität der Übungen müssen auf den Schweregrad der HD, das Alter und die allgemeine Fitness deines Hundes abgestimmt sein. Mit dem richtigen Trainingsplan kannst du einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität deines Hundes leisten und den Verlauf der HD positiv beeinflussen.

Für mich als Hundephysiotherapeutin klar: Ein Hund mit HD braucht ein Muskeltraining bzw. Fitnesstraining. Bild: Freepik
Muskeltraining bei HD: Muskelaufbau und -erhalt bei HD als A und O
Der Aufbau und Erhalt von Muskelmasse spielt eine Schlüsselrolle im Management von HD. Starke Muskeln, insbesondere im Bereich der Hüften und des Rückens, können das instabile Hüftgelenk besser stützen und stabilisieren. Sie helfen, die Belastung auf das Gelenk zu verteilen und können so Schmerzen lindern.
Gezielte Übungen für den Muskelaufbau sollten sich auf die großen Muskelgruppen konzentrieren, die das Hüftgelenk umgeben. Dazu gehören:
- Die Gesäßmuskulatur (M. gluteus): Diese Muskeln sind entscheidend für die Stabilität der Hüfte und die Kraft beim Gehen und Laufen. Ihre Stärkung kann die Belastung auf das Hüftgelenk reduzieren.
- Die Oberschenkelmuskulatur: Sowohl die vordere (M. quadriceps femoris) als auch die hintere Oberschenkelmuskulatur (M. biceps femoris, M. semitendinosus, M. semimembranosus) spielen eine wichtige Rolle. Sie unterstützen die Bewegung des Hüftgelenks und tragen zur Stabilität bei.
- Die tiefe Rückenmuskulatur: Diese Muskeln (M. multifidus, M. longissimus) sind für die Stabilität der Wirbelsäule wichtig und können indirekt die Hüfte entlasten.
- Die Bauchmuskulatur: Eine starke Körpermitte hilft, die gesamte Haltung des Hundes zu verbessern und kann so die Belastung auf die Hüften reduzieren.
Durch regelmäßiges Training dieser Bereiche kann dein Hund eine Art „natürliches Korsett“ aufbauen, das die Hüften unterstützt. Dies kann nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch die Beweglichkeit und Lebensqualität deines Hundes verbessern.
Es ist wichtig zu betonen, dass Muskelaufbau bei Hunden mit HD behutsam und kontrolliert erfolgen muss. Übungen sollten langsam gesteigert werden und immer an den individuellen Zustand deines Hundes angepasst sein.
Regelmäßigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg. 2-4 die Woche ca. 10 min Training sollten es schon sein, um langfristig einen Erfolg sehen zu können.

Die Hüfte besteht auch verschiedenen Muskeln, die gut trainiert sein sollten. Bild: VitaliTier
Die Bedeutung von Entspannung und Massage bei Hunden mit HD
Neben dem Aufbau von Kraft ist auch die Entspannung der Muskulatur von großer Bedeutung. Hunde mit HD entwickeln oft Verspannungen in der Hüft- und Rückenmuskulatur, die zu zusätzlichen Schmerzen führen können. Hier kommen Massagetechniken ins Spiel.
Regelmäßige Massagen der Hüftmuskulatur können helfen, Verspannungen zu lösen und die Durchblutung zu fördern. Dies kann nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch die Beweglichkeit verbessern.
Muskeltraining und Massage gehen bei HD Hand-in-Hand.
Lerne in meinem Online-Kurs „Diagnose HD- das kannst du tun“ u.a., wie du deinem Hund eine wohltuende Massage selber geben kannst:
Muskeltraining bei HD: Ausblick auf konkrete Übungen
Es gibt einige Übungen, die für Hunde mit HD geeignet und sinnvoll sind. Diese reichen von einfachen Bewegungsabläufen, die du in den Alltag integrieren kannst, bis hin zu komplexeren Trainingseinheiten. Einige Übungen zielen darauf ab, die Propriozeption (Eigenwahrnehmung) zu verbessern, während andere spezifisch bestimmte Muskelgruppen ansprechen.
In meinem Online-Kurs „Diagnose HD- das kannst du tun“ gehe ich detailliert auf diese Übungen ein. Du lernst, wie du deinen Hund sicher und effektiv trainieren kannst, um seine Lebensqualität zu verbessern.
Ein Klassiker, den ich sehr schätze ist das Vorhand-Target:
Vorhand-Target: Dabei lernst du deinen Hund, seine Vorderpfoten auf einer erhöhten Fläche (z.B. einem niedrigen Hocker oder einer Stufe) zu platzieren. Diese Position verlagert das Gewicht auf die Hinterbeine und stärkt so die Hüft- und Oberschenkelmuskulatur. Beginne mit einer niedrigen Höhe und kurzer Dauer. Mit der Zeit kannst du die Höhe und die Haltezeit langsam steigern. Diese Übung verbessert nicht nur die Kraft, sondern auch die Balance und Körperwahrnehmung deines Hundes. Wichtig ist, auf eine passende Rücken- und Hinterhandlinie zu achten.
Weitere Übungen erkläre ich im Kurs. Zudem lernst du hilfreiche Akupressur-Punkte für HD und ich zeige dir, wie du deinen Hund massieren kannst.

Vorhandtarget ist eine der sinnvollen Übungen für Hunde mit HD. Bild: VitaliTier
Fazit
Hundefitnesstraining bzw. gezielte Übungen sind unverzichtbar für Hunde mit HD. Sie können den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und die Lebensqualität deines Hundes erheblich verbessern. Der Schlüssel liegt in einem ausgewogenen Programm aus Kraftaufbau, Beweglichkeitsübungen und Entspannungstechniken.
Denk daran: Jeder Hund ist individuell, und was für den einen funktioniert, muss nicht unbedingt für den anderen geeignet sein. Es ist wichtig, dass du die Übungen unter fachkundiger Anleitung erlernst und sie an die spezifischen Bedürfnisse und Fähigkeiten deines Hundes anpasst. Mit der richtigen Herangehensweise kannst du einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheit und zum Wohlbefinden deines Hundes leisten.