Hundefitness für große Rassen – anders als für andere Rassen?

Du hast einen Hovawart, eine Deutsche Dogge oder einen Berner Sennenhund? Dann weißt du wahrscheinlich schon: Was für kleine und mittelgroße Hunde problemlos funktioniert, kann bei großen Rassen schnell zum Problem werden. Das gilt auch für das Hundefitnesstraining. Die schiere Größe und das Gewicht deines Hundes bringen besondere Herausforderungen mit sich, die du unbedingt berücksichtigen solltest.

Fitnesstraining sieht für große Rassen anders aus

Auch wenn sich die grundlegende Anatomie großer Hunderassen nicht von kleinen Rassen unterscheidet, stellt Hundefitnesstraining sich doch anders dar – so wie letztlich der Alltag ja aus. Während ein Jack Russell Terrier mit 8 kg spielend leicht von einem Podest hüpfen kann, sieht das bei einem 60 kg schwerer Leonberger gleich anders aus.  Die Gelenke großer Hunde sind proportional stärker belastet, die Muskeln müssen mehr Masse bewegen, und das Herz-Kreislauf-System arbeitet unter anderen Bedingungen.

Die größten Herausforderungen im Hundefitness für große Rassen

Gelenkbelastung und Verschleiß bei großen Rassen

Große Hunderassen haben ein höheres Risiko für Gelenkerkrankungen wie Hüftdysplasie (HD), Ellbogendysplasie (ED) oder Osteochondrosis dissecans (OCD). Im Wachstum sog. Riesen-Rassen sind die Gefahren für ein zu schnelles Wachsen größer, das Risiko, dass durch Fütterungsfehler Schäden passieren höher etc. By the way sog. Zwergrassen haben dafür andere Risikofaktoren.

Konsequenz für dein Training: Intensive Sprungübungen oder abrupte Richtungswechsel solltest du stark reduzieren oder ganz vermeiden.

Bei große Rassen braucht das Hundefitnesstraining Anpassungen.

Großen Rassen wie ein Malamute können und sollten auch Hundefitnesstraining erhalten.

Das längere Wachstum bei großen Rassen

Große Hunderassen wachsen deutlich länger als kleine. Während ein Chihuahua mit etwa 10 Monaten ausgewachsen ist, kann ein Irischer Wolfshund bis zu 24 Monate brauchen. Die Wachstumsfugen bleiben entsprechend länger offen und empfindlich.

Konsequenz für dein Training: Bis zum Abschluss des Wachstums sind intensive Fitnessübungen tabu. Leichte Koordinations- und Propriozeptionsübungen sind erlaubt, aber keine belastenden Muskelaufbau-Workouts.

Herz-Kreislauf-System unter Druck

Das Herz eines großen Hundes muss deutlich mehr leisten. Bei intensiver Belastung steigt nicht nur die Herzfrequenz, sondern auch der Blutdruck überproportional an. Große Rassen neigen zudem häufiger zu Herzproblemen wie der Dilatative Kardiomyopathie.

Konsequenz für dein Training: Kurze, intensive Einheiten sind oft besser als lange Ausdauerbelastungen. Baue ausreichend Pausen ein und achte auf Anzeichen von Überbelastung.

Gewichtsverteilung und Balance beim Hundefitness für große Rassen

Mit zunehmender Körpergröße verschiebt sich der Schwerpunkt des Hundes. Große Hunde haben es schwerer, das Gleichgewicht zu halten, besonders auf instabilen Untergründen. Gleichzeitig können sie durch ihr Gewicht schneller aus dem Gleichgewicht geraten. Zudem nimmt im Alter die Überlastung der Vorhand oft schneller überhand als bei kleinen Rassen.

Konsequenz für dein Training: Balanceübungen solltest du behutsamer aufbauen und größere, stabilere Trainingsgeräte verwenden.

Angepasste Trainingsstrategien für große Rassen im Hundefitnesstraining

Gelenkschonendes Training priorisieren

Anstatt auf harte Sprünge zu setzen, arbeitest du verstärkt mit isometrischen Übungen. Dein Hund lernt, Positionen zu halten statt schnelle Bewegungen auszuführen.

Beispielübung „Bergsteiger modifiziert“: Statt dass dein Hund auf ein hohes Podest springt, stellst du eine sanfte Rampe auf. Er geht langsam hoch, hält die Position mit den Vorderpfoten oben für 10-15 Sekunden und geht kontrolliert wieder herunter.

Niedrige Intensität, hohe Präzision

Für große Hunde ist es oft wichtiger, eine Bewegung exakt und kontrolliert auszuführen, als sie schnell oder kraftvoll zu machen. Du trainierst mehr auf Qualität als auf Quantität.

Beispielübung Cavaletti für Große: Statt hoher Stangen in schneller Abfolge verwendest du niedrigere Hindernisse (max. Sprunggelenkshöhe) mit größeren Abständen. Dein Hund geht bewusst langsam darüber und achtet auf jeden einzelnen Schritt.

Equipment-Tipp: Investiere in größere, stabilere Trainingsgeräte. Ein normales Wackelbrett kippt bei einem großen Hund oft zu extrem – du brauchst flachere Winkel oder größere Auflageflächen.

Wasser als Trainingspartner

Nicht besonders oft empfehle ich das Training in einem Unterwasserlaufband, aber bei sehr großen Rassen ist es eine gute Möglichkeit sehr gelenkschonend Muskelaufbau zu ermöglichen. Das Wasser trägt einen Großteil des Körpergewichts und ermöglicht intensive Muskelarbeit bei minimaler Gelenkbelastung.

Praktische Umsetzung: Wenn kein Unterwasserlaufband verfügbar ist, kann auch kontrolliertes Schwimmen in flachem Wasser oder Bewegungsübungen im brusttiefen Wasser helfen.

Schwimmen ist ein gutes Konditionstraining für Hunde.

Achtung: Für den reinen Muskelaufbau ist Schwimmen weniger geeignet, da gibt es deutlich effektiver Übungen. Für Kondition hingegen ist eine gute Trainingsmöglichkeit.

Was du unbedingt vermeiden solltest

  • Intensive Sprungübungen vor dem 18. Lebensmonat: Bis alle Wachstumsfugen geschlossen sind (bei großen Rassen oft erst mit 18-24 Monaten), bleibst du bei bodennahen Übungen ohne Sprungbelastung.
  • Übungen auf zu kleinen Geräten: Ein Podest, das für einen Border Collie perfekt ist, kann für eine Deutsche Dogge zur Stolperfalle werden. Zu kleine Trainingsgeräte führen zu unnatürlichen Bewegungsmustern und erhöhen das Verletzungsrisiko.
  • Ignorieren der Rasse-spezifischen Schwachstellen: Jede große Rasse hat ihre typischen Problemzonen. Diese Prädispositionen solltest du im Training berücksichtigen.

Kraft durch Halten

Große Hunde profitieren auch besonders von isometrischen Übungen. Das „Halten“ einer Position trainiert die Tiefenmuskulatur und verbessert die Körperstabilität, ohne die Gelenke zu belasten.

Top-Übung „Die Ziege“: Dein Hund stellt die Pfoten auf eine stabile Erhöhung, die etwas zu klein für ein gerade Steh ist und hält diese Position. Steigere die Haltezeit von 10 Sekunden auf 60 Sekunden. Diese Übung stärkt die Rumpfmuskulatur enorm. Wie übrigens ein korrektes gerade Steh aussehen sollte und wie du das mit deinem Hund trainieren kannst, lernst du in meinem Online-Hundefitness-Kurs „Rockin´the basics“.

Propriozeption intensiv trainieren

Große Hunde brauchen ein besonders gutes Körpergefühl, um ihre Masse kontrolliert zu bewegen. Propriozeptionstraining sollte daher in jedem Fall Teil deines Fitnessprogramms ausmachen.

Koordination vor Kraft

Bevor du die Kraft steigerst, optimiere die Koordination. Ein großer Hund, der seine Bewegungen perfekt koordiniert, hat weniger Verletzungsrisiko als einer, der kraftvoll, aber unkoordiniert agiert.

Häufige Mythen über große Rassen im Fitnesstraining

Mythos 1: „Was kleinen Hunden guttut, ist für große Hunde auch gut“ – Realität: Oft ist das Gegenteil der Fall. Eine Berücksichtigung ihrer Körpermasse macht Sinn.

Mythos 2: „Große Hunde sind von Natur aus träge“ – Realität: Viele große Rassen sind sehr bewegungsfreudig. Sie brauchen nur die richtige Art der Bewegung.

Mythos 3: „Hundefitness ist nur was für dynamische sportliche Hunde“ – Realität: Große Hunderassen sollte genauso im Hundefitness trainiert werden wie alle anderen Rassen. Muskelabbau wirkt sich bei ihnen sogar noch deutlicher und einschränkender aus! Fitnesstraining für ältere Hunde findest du in meinem Online-Kurs „Oldies but Goldies“.

Fazit: Groß heißt nicht nur mehr, sondern anders

Hundefitnesstraining für große Rassen macht Sinn, sollte aber angepasst werden – insbesondere natürlich was Equipment und Höhe. So baust du ein Fitnessprogramm auf, das deinem großen Hund hilft, gesund und beweglich zu bleiben – ein Leben lang.

Denke daran: Ein 70-kg-Leonberger, der perfekt koordiniert und mit starker Rumpfmuskulatur durchs Leben geht, ist letztlich fitter als ein kleiner Hund, der zwar spektakuläre Sprünge macht, aber an Körperwahrnehmung mangelt.

Du möchtest mit deinem großen Hund ins Hundefitnesstraining einsteigen? Oder hättest gerne mal ein Feedback zu eurem aktuellen Training? Gerne! Kontaktiere mich für eine kurze Beratung oder buche dir gleich dein erstes Coaching bei mir!