Als Tierphysiotherapeutin ist es mir eine Herzensangelegenheit, Hundetraining und Hundephysiotherapie Hand in Hand gehen zu lassen. Schon als Teenager war ich mit bis zu 5 Hunden unterwegs und habe mich für die Ausbildung der Tiere interessiert. Doch erst meine Erfahrung mit Malou, meiner adoptierte Tierschutzhündin, hat mich dazu bewogen Physiotherapie auf dem Gebiet der tierischen Gesunderhaltung anzubieten. Auch während meiner Zeit als Trainerin kam ich immer wieder in Kontakt mit Verhaltensthemen, deren Ursache nicht immer reineVerhaltensprobleme sind oft steckt das ThemaSchmerz dahinter! Deshalb bin ich überzeugt: Training UND Therapie sollten unbedingt Hand in Hand gehen.

Meine Biografie:

Bevor ich den Wunsch hatte, Tierphysiotherapeutin zu werden, hatte ich lange vor Hundetrainerin oder Dogwalkerin zu werden. Schon als Teenager war ich mit bis zu 5 Hunden unterwegs: meiner eigenen Hündin, einem Pflegehund und 3 sog. Ausführhunden. 

Ich glaube allerdings, die Zeiten waren damals anders. Ich konnte recht unkompliziert mit dieser Gruppe unterwegs sein – ohne ständig auf andere Hunde zu treffen, ohne ständig schief angeschaut zu werden etc. Heutzutage – ich gehe teilweise die gleichen Strecken – sieht es anders aus. 

Mit meiner eigenen Hündin lernte ich Tricks rauf und runter und machte damals auf Felder und Wiesen Gehorsamkeitsübungen, als diese in Hundeschulen und Vereine noch nicht so verbreitet waren. 

Aber es kam Malou, meine Tierschutzhündin, die ich mit 11 Jahren adoptiert hatte. Mit ihr kam die Kenntnis um Tierphysiotherapie und der Wunsch, in diesem Feld tätig zu werden. Mich hat es fasziniert, wie toll man Tiere damit helfen kann.

Foto von Hündin Malou

 

Nach Ende meiner ersten Ausbildung (Pferdephysiotherapie) wurde ich quasi zeitgleich mit dem Beginn meiner Praxis doch auch Hundetrainerin. Ich war mit meinem Hund Flynn in einer Hundeschule und etwas 1 Jahr später machte ich dort eine Ausbildung zur Trainerin.

Ca. 4 Jahre war ich als Trainerin in dieser Hundeschule tätig. 

Meine Zeit als Trainerin und das Wissen um Schmerzen bei Hunden gab mir eine klare Ansicht: Hundetraining und Hundephysiotherapie sollten dringend Hand in Hand gehen!

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Hundetraining zu Hundephysiotherapie

Man kennt solche Szenen: der Hund sieht einen Artgenossen und fängt an zu Bellen, zu Knurren, zu Quietschen. Oder der Hund startet ein Spiel mit einem Artgenossen oder seinem Mensch und hört quasi schlagartig damit auf. Oder auch ein Hund, der angeblich “zu dumm” oder “zu störrisch” ist ein Platz zu lernen oder zu machen. All dies und noch mehr sollte sofort aufhorchen lassen!  

Es stecken nicht immer reine “Verhaltensprobleme” dahinter, sondern auch das Thema “Schmerz”. 

Aggressiver Hund? Es kann auch Schmerz sein!

Aggressiver Hund? Es kann auch Schmerz sein!

 

Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder drohenden Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird, heißt es bei der Welt-Schmerzorganisation IASP.

Schmerz ist also ein unangenehmes Erlebnis. Und wir wissen, wie schnell Hunde Verknüpfungen zwischen Situationen und Erlebnissen bilden. Strafbasiertes Training baut ja genau auf die Verknüpfung zwischen Handeln/Situation und Unangenehmes -.oft in Form von Schmerz – auf. Solche Verknüpfungen entstehen jedoch auch ohne Zutun eines Menschen.

So erlebt z.B. ein Kleinhund immer wieder, dass größere Hunde beim spielerischen Anrempeln oder auch bei einer Auseinandersetzung Schmerzen verursachen. Es können Blockaden entstehen und beim nächsten Aufeinandertreffen mit einem Hund ist der Schmerz noch gesteigert, weil der Körper mit Dysfunktionen weniger kompensieren kann. Nach ein paar Wiederholungen – vom Besitzer vielleicht nicht so deutlich wahrgenommen – und schon “schreit” der Hund bereits vom Weiten andere Hunde an mit dem Signal “Bleib mir bloß weg, das schmerzt sonst noch mehr”. Regelmäßiges Behandeln der Dysfunktionen können zumindest in dem Punkt des verstärkten Schmerzes helfen.

Auch ein Hund mit orthopädischen Erkrankungen wie z.B. HD oder Spondylose verträgt “rüpelhafte” oder spielerische Hundebegegnungen schlechter als ein gesunder Hund. Hier baut sich ebenfalls oft eine Verknüpfung auf: “Hunde verursachen mehr Schmerz” oder leider auch “Menschen verursachen mehr Schmerz”. Ein Hund, der Probleme mit dem Anfassen hat, hat vielleicht genau das gelernt und agiert irgendwie lieber proaktiv. Ein gutes Schmerzmanagement kann hier essentiell für einen Trainingserfolg sein. 

Ebenfalls ein Fall aus meiner Praxis: Hunde, die vermeintlich kein Platz oder Fuß können. Sicherlich gibt es unterschiedliche Motivationslage bei Hunden und manchmal steckt ein schlichtes “es ist mir zu kalt/nass auf den Boden” dahinter. Aber auch hier können bislang unentdeckte Schmerzen durch Erkrankungen oder Dysfunktionen wie Blockaden etc ein Grund sein. Hier lohnt sich definitiv ein Termin in einer Tierphysiotherapie-Praxis. So konnte “Cilla” bereits nach zwei Terminen in meiner Praxis das Platz lernen und “Gustav” war nicht mehr der Welpe, der nur stehen oder liegen konnte, sondern “plötzlich” ein Sitz konnte.

 

Diese Beispiele zeigen, dass es einige Fälle im Hundetraining gibt, bei denen die Unterstützung durch Physiotherapie und Osteopathie wichtig für den Trainingserfolg ist.

Hundephysiotherapie zu Hundetraining

Oft haben Hunde wiederkehrende Dysfunktionen, sog. Blockaden, Verspannungen und Verklebungen. Viele lassen sich auf körperliche Einschränkungen wie z.B. orthopädische Erkrankungen zurückführen. So kompensieren z.B. Hunde mit HD die schmerzhaften Bewegungen der Hinterhand oft mit einer vermehrten Lastaufnahme in der Vorhand und es folgen dort Sekundärerscheinungen wie Bizepssehnenprobleme, Zehengelenksarthrosen etc. In solchen klaren Fällen braucht es in der Regel keinen Hundetrainer zusätzlich im Rahmen der Schmerztherapie.

Anders sieht es aus, wenn keine so klaren Diagnosen vorliegen. Hier lohnt es sich, einen Blick auf den Alltag des Hundes zu werfen.

  • wie und welche Form des Auslaufes hat der Hund?
  • ist der Hund leinenführig?
  • hat der Hund ein Thema mit Hunde- und/oder Menschenbegegnungen?
  • wo schläft der Hund? und wie viel?
  • wie wird ggf. ein Hundesporttraining genau gestaltet?
  • wie ist das Spielverhalten des Hundes mit dem Mensch/mit anderen Hunden?

Diese Fragen geben Hinweise auf mögliche Ursachen für unklare wiederkehrende Dysfunktionen.

Bild. Geht es Dir gut mein Freund?

Geht es Dir gut mein Freund?

 

Und hier macht es in meinen Augen meistens Sinn, einen Hundetrainer ins Boot zu holen.

Denn: steht ein Hund jedes Mal steil in der Leine, wenn er einen Artgenossen sichtet, ist es nicht verwunderlich, z.B. Probleme in Hals- und Brustwirbelsäule zu finden. Oder zieht der Hund bei jedem Spaziergang so stark, als müsste er seinen Mensch abschleppen, werden immer wieder Blockaden und Verspannungen in Hals- und Brustbereich auftauchen – hier ist es im Übrigen oft egal, ob der Hund am Halsband oder einem Geschirr geführt wird, beides kann Schmerzen und Probleme des Bewegungsapparates verursachen.

Auch ein Hund, der unter chronischem Stress und Schlafmangel leidet, kann körperliche Beschwerden erhalten. Angefangen von Magen-Darm-Problemen, die sich in Rückenschmerzen widerspiegeln über Kopfschmerzen bis hin zu einem schlechten Immunsystem (chronischer Stress senkt die Widerstandskraft), welches sich ebenfalls auswirkt. 

Für mich gehört in solchen Fällen ein Training am Verhalten und ggf. Anpassung der Lebensumstände zur Genesung des Hundes bzw. zur Verbesserung seiner Lebensqualität dazu. 

Egal, in welche Richtung es geht, eine gute Zusammenarbeit zwischen Therapeuten und Trainern kann für den Hund die entscheidende Wendung in seinem Wohlbefinden sein.

Ich habe in den letzten Jahren eine Veränderung im Bewusstsein der beiden Parteien wahrgenommen und freue mich, dass es immer mehr gut funktionierende Verbindungen dieser beiden Berufsfelder gibt.