Wandern mit Hund kann ein wunderbares Hobby sein. Mit dem Hund zusammen die Berge und Täler entdecken, Neues erkunden, die Natur genießen und sich dabei bewegen.

Immer wieder fragen meine Patientenbesitzer, ob sie mit ihrem Hund wandern gehen können und ob sie dabei etwas beachten sollen.

Bei den meisten Hunde spricht meiner Erfahrung nach nichts gegen Wandern. Ausmaß und Intensität sollten aber ggf. angepasst werden.

Kathrin Schurig - Über die Tiertherapie-Praxis VitaliTier

                                                                          Wandern mit Hund – ein tolles Hobby

Das Thema Kondition:

Von 0 auf 180 macht auch hier – wie so oft – keinen Sinn. Wenn Du mit Deinem Hund normalerweise nur 3x am Tag 30 min durch den Stadtpark bummelst, dann aber plötzlich 3 Std den Berg rauf und wieder wandern möchtest, wird das im Zweifel schief gehen. Im besseren Fall hat Dein Hund am nächsten Tag einen ordentlichen Muskelkater, im schlechten Fall hat er sich durch die Überanstrengung unnötig verkrampft und kämpft im Anschluss mit Blockaden und Verspannungen.

Du solltest also vorher die Dauer und Intensität Euer Spaziergänge langsam gesteigert haben. Bei einem jungen Hund wirst Du dafür nur wenige Tage benötigen, je älter Dein Hund desto mehr Vorlaufzeit braucht es im Zweifel.

 

HD, ED, Spondylose:

Ist Dein Hund an HD, ED oder Spondylose erkrankt, sollten die Wanderungen angepasst werden – natürlich je nach Schweregrad mehr oder weniger.

Leidet Dein Hund an HD ist grundsätzlich das Bergauf-Gehen eine schöne Möglichkeit an der Hinterhandkraft und der sog. Range-of-Motion (das Bewegungsausmaß der Gelenke) zu trainieren.

Aufpassen solltest Du allerdings bei einer sehr steilen Steigung. Hier kann es sein, dass Dein Hund Probleme bekommt und es ihm hinterher schlechter geht. Bei einer fortgeschrittenen HD wäre ich zudem vorsichtig mit dem Bergab-Gehen. Die durch die HD schon überlastete Vorhand wird durch das Bergab-Gehen noch mehr belastet. Bei einer einmaligen Wanderung oder unregelmäßigen Touren sicherlich ein überschaubares Risiko, für regelmäßige Wanderungen ein Punkt, den es zu beachten gilt.

Leidet Dein Hund an ED würde ich das Bergab-Gehen vermeiden. Durch das Bergab-Gehen steigt der Druck in den Ellbogengelenken und dies kann zu verstärkten Schmerzen führen. Im schlimmsten Fall sogar zu weiteren Entzündung in den Gelenken. Bergauf geht bei diesen Patienten meisten recht gut. Bergab empfehle ich die Gondel zu benutzen.

   Wandern geht auch mit erkrankten Hunden – angepasst eben

Spondylose:

Hier hängt es meiner Erfahrung nach stark von dem Ausmaß der Spondylose-Erkrankung ab. Die Wirbelsäule muss je nach Steigung und Wegbeschaffenheit mehr oder weniger stark ausgleichen können, sprich flexibel und federnd sein. Das wiederum wird durch Spondylose eingeschränkt. Ich empfehle mit kleinen leichten Wandertouren anzufangen und zu beobachten, wie es Deinem Hund währenddessen und am nächsten Tag vom Bewegungsapparat geht.

Generell ist es für solche Hunde einfacher auf gerader Ebene wandern zu gehen. Und dafür gibt es ja auch wunderschöne Strecken.

 

Sollte Dein Hund schwerer orthopädisch oder neurologisch erkrankt sein, rate ich Dir vorab eine Hundepyhsiotherapiepraxis vor Ort aufzusuchen.

 

Welpen und Senioren:

Welpen und Wandern? Ja, geht natürlich. ABER: bitte mit einer Tragemöglichkeit für den Welpen. Dein Welpe kann dann immer wieder für eine kurze Zeit – abgesichert – seine Umwelt entdecken und sich bewegen. Sollte aber stets die Möglichkeiten haben auch getragen zu werden.

Senioren, die wandererfahren sind? Passe Steigung und Dauer der Wanderung an, mache mehr Pausen und genieße ansonsten das gemütliche Zusammensein mit Deinem Senior.

 

Vorbereitende Fitnessübungen:

Für mich DAS Training überhaupt zum Wandern: Propriozeptionstraining.

Propriozeptionstraining bezieht sich auf Übungen und Aktivitäten, die darauf abzielen, die propriozeptiven Fähigkeiten zu verbessern. Propriozeption bezeichnet die Fähigkeit des Körpers, seine Position im Raum zu erkennen und Bewegungen ohne visuelle Kontrolle zu koordinieren. Es handelt sich also um die Wahrnehmung der Lage und Bewegung der eigenen Gliedmaßen. Es kann dazu beitragen, die Verletzungsgefahr zu reduzieren, die sportliche Leistung zu verbessern und die allgemeine Körperwahrnehmung zu fördern. Und all das unterstützt die Sicherheit des Wanderns für Deinen Hund!

Aktive Bewegungstherapie / Fitnesstraining / Check-Up & Wellness

                  Fitnesstraining als Vorbereitung? Eine gute Idee!

Ansonsten finde ich das Vorhandtarget noch eine schöne vorbereitende Übung, da es u.a. die Hinterhandmuskulatur kräftigen kann. Eine Kurz-Anleitung findest Du bei mir auf meinem Instagram-Account. Eine ausführliche Trainingsanleitung gibt es in meinem Online-Basics-Fitnesskurs, der im Januar wieder startet.

 

Um die Wanderung herum:

Packtasche: 

Genauso wie Du Dich auf eine Wanderung vorbereitest, benötigt auch Dein Hund die passende Ausrüstung. Dazu gehören eine Leine in der passenden Länge, ein bequemes Geschirr (wenn es in die Berge geht, auf gerade Ebene reicht in meinen Augen ein Halsband), Wasser und ggf. Futter für unterwegs, sowie eine Erste-Hilfe-Ausstattung für Hunde. Bedenke dabei auch die Jahreszeit und das Wetter, um Deinen Hund vor Überhitzung oder Unterkühlung zu schützen.

Warm Up:

Ein großes Warm-Up sollte in der Regel nicht nötig sein. Dennoch gilt wie immer: langsam starten, d.h. die ersten ca. 10 Min. verbringt Dein Hund gehend und trabend an der Leine.

Pausen:

Trink- und Rastpausen sind wichtig. Je „bedürftiger“ Dein Hund hinsichtlich seines Gesundheitszustandes ist, desto mehr und längere Pausen sind empfehlenswert.

Am Ende:

Nach dem Abenteuer ist vor der Erholung. Überprüfe Deinen Hund auf Verletzungen oder Zecken und gönn ihm Ruhe.

 

Am nächsten Tag: 

Je nach Intensität und Dauer Euer Wanderung sollte der nächste Tag ein sog. Pause-Tag sein. Ich rate zu kleinen locker-leichten Spaziergängen und ansonsten viel Schlafen und Dösen.

Möchtest du die Regeneration der Muskulatur Deines Hundes noch weiter unterstützen, ist eine Massage eine sinnvolle Maßnahme.

Wenn Du noch nicht weißt, wie Du Deinem Hund eine wohltuende Massage geben kannst, empfehle ich Dir meinen Online-Vortrag.

 

Insgesamt bleibt mir zum Schluss nur noch zu sagen:

Fang langsam an, pass die Touren an Deinen Hund wie oben geschrieben an und genieß das gemeinsame Abenteuer.