Die Arbeit mit dem Dummy beim Hund hat sich in den letzten Jahren zu einer beliebten Hundesportarten entwickelt. Ursprünglich als Trainingsvariante für Jagdhunde konzipiert, begeistert diese vielseitige Sportart mittlerweile Hunde aller Rassen und Hundehalter jeden Alters. Doch was bedeutet diese Sportart für den Bewegungsapparat deines Hundes? Welche Belastungen entstehen dabei und wie kannst du deinen Hund optimal auf die Anforderungen vorbereiten?

Als Hundephysiotherapeutin und Sporthundetherapeutin möchte ich dir einen Einblick in die biomechanischen Aspekte der Dummyarbeit geben und aufzeigen, wie du deinen Hund präventiv unterstützen kannst.

Was passiert bei der Arbeit mit dem Dummy?

Bei der Dummyarbeit werden die natürlichen Apportieranlagen deines Hundes gezielt genutzt und gefördert. Dein Hund muss speziell präparierte Gegenstände (Dummys) finden, aufnehmen und zu dir zurückbringen. Diese Dummys werden in unterschiedlichen Geländeformen – von offenen Wiesen über Wald bis hin zu Wasserflächen – versteckt oder geworfen. Die Herausforderung liegt dabei nicht nur im Auffinden der Dummys, sondern auch in der kontrollierten Arbeitsweise, die von deinem Hund verlangt wird.

Vereinfacht gesagt gibt es beim Dummytraining die 3 Hauptkategorien: Markieren, Einweisen und (große) Suche. Auch wenn es verschiedene Übungen sind, ähneln sich die Bewegungsmuster, die dein Hund zeigt.

Aus physiotherapeutischer Perspektive umfasst die Dummyarbeit mehrere anspruchsvolle Bewegungsphasen:

  • Die Startposition: Dein Hund sitzt konzentriert – möglichst in einem geraden korrekten Sitz – neben dir, seine Muskulatur ist in Bereitschaft.
  • Die Suchphase: Nach dem Startsignal beschleunigt dein Hund schnell und navigiert durch unterschiedliches Gelände, wobei er gleichzeitig seine Nase einsetzt.
  • Die Aufnahmephase: Beim Auffinden des Dummys bremst dein Hund ab, senkt den Kopf und nimmt den Dummy ins Maul auf.
  • Die Rückkehrphase: Mit dem Dummy im Maul läuft dein Hund zurück, wobei er sein Gewicht neu ausbalancieren muss.
  • Die Übergabephase: Dein Hund sitzt oder steht vor dir und übergibt kontrolliert den Dummy.

Jede dieser Phasen stellt unterschiedliche Anforderungen an den Bewegungsapparat deines Hundes.

Physiologische Belastungen beim Training mit Dummy

Die Dummyarbeit beansprucht nahezu den gesamten Bewegungsapparat deines Hundes und erzeugt komplexe biomechanische Belastungsmuster. Besonders markant sind die Belastungen in folgenden Körperbereichen:

Belastungen im Nacken- und Halsbereich:

Der Nackenbereich nimmt bei der Dummyarbeit eine Schlüsselrolle ein und wird überdurchschnittlich stark beansprucht. Beim Aufnehmen des Dummys muss dein Hund den Kopf senken und eine präzise greifende Bewegung ausführen. Anschließend hebt er den Kopf mit dem zusätzlichen Gewicht des Dummys wieder an. Während des Tragens kommt es zu einer Belastung der epaxialen Muskulatur, insbesondere des M. splenius, M. semispinalis und der tiefen Halsstabilisatoren wie M. multifidus und M. longus colli. Bei wiederholten Übungen kann dies zu einer Verkürzung der ventralen Halsmuskulatur und einer übermäßigen Spannung der dorsalen Nackenmuskulatur führen.

Dummytraining beim Hund

Letztlich werden alle Kopf- und Halsmuskeln beim Aufnehmen eines Dummys vom Hund eingesetzt.

Das Gewicht des Dummys – es gibt unterschiedliche Gewichte – fungiert als zusätzlicher Hebel, der die Belastung der Nackenmuskulatur verstärkt. Da Hunde beim Tragen oft den Kopf leicht angehoben halten, kann eine Überdehnung der Bänder zwischen den Dornfortsätzen (Ligg. interspinalia) sowie eine Kompression der Facettengelenke der Halswirbelsäule erfolgen. Bei Hunden mit bereits bestehenden Instabilitäten der Halswirbelsäule oder bei Rassen mit prädisponierten Halswirbelsäulenerkrankungen (wie Dobermann oder Deutscher Schäferhund) kann dies zu einer Exazerbation bereits bestehender Problematiken führen.

Belastungen der Vorderhand:

Beim Bremsen und Wenden sowie bei der Aufnahme des Dummys vom Boden wird ein Großteil des Körpergewichts auf die Vordergliedmaßen verlagert. Bei abrupten Stopps wir die Vorhand deutlich beansprucht. Die Schultermuskulatur (M. supraspinatus, M. infraspinatus, M. teres minor, M. deltoideus) sowie die Stabilisatoren des Ellbogens (insbesondere M. triceps brachii) werden dabei exzentrisch stark beansprucht. Die Folge können Mikrotraumata in der Ansatzsehne des M. supraspinatus oder der medialen Bizepssehne sein – häufige Pathologien bei intensiv arbeitenden Dummyhunden.

Beim Training mit Dummy wird vor allem die Vorhand mehr beansprucht.

Regelmäßíge Massage der Schultergürtelmuskulatur sind mEn sinnvoll beim Dummytraining.

Durch die wiederholten abrupten Geschwindigkeitswechsel und Richtungsänderungen wirken zudem erhebliche Rotationskräfte auf das Karpalgelenk, was die karpalen Bänder und die oberflächlichen und tiefen Beugesehnen belastet.

Belastungen der Brustwirbelsäule und der Rumpfmuskulatur:

Die Brustwirbelsäule dient als Transmissionszone zwischen Vorder- und Hinterhand und muss bei der Dummyarbeit erhebliche dynamische Kräfte ausbalancieren. Der thorakolumbale Übergang (T11-L2) kann während der Dummyarbeit eine verstärkte Flexions-Extensions-Bewegung zeigen, insbesondere beim Abbremsen und beim Aufnehmen des Dummys. Die daraus resultierenden Scherkräfte belasten die Bandscheiben und Facettengelenke in diesem Bereich.

Die Rumpfmuskulatur, besonders M. longissimus dorsi und M. iliocostalis, muss kontinuierlich stabilisierend arbeiten, um die axialen Rotationskräfte aufzufangen, die beim Tragen des Dummys entstehen. Da der Dummy selten exakt symmetrisch im Maul gehalten wird, entsteht oft eine leichte Rotationsbewegung der Wirbelsäule, was zusätzliche Anforderungen an die schrägen Bauchmuskeln (M. obliquus externus und internus abdominis) stellt.

Dummy beim Hund: Ein Training, was körperlich anstrengend werden kann.

Sporthunde wie Hunde, die im Dummysport geführt werden, sollten regelmäßig auf Blockaden und Verspannungen gecheckt werden.

Belastungen der Hinterhand:

Die Hinterhand fungiert als primärer Motor bei Beschleunigung und Sprüngen. Die großen Muskelgruppen – M. quadriceps femoris, die ischiocrurale Muskulatur (M. biceps femoris, M. semitendinosus, M. semimembranosus) und die Glutealmuskulatur (M. gluteus superficialis, medius und profundus) – müssen explosive konzentrische und exzentrische Kraft entwickeln.

Hunde mit Rückenproblemen können auch in der Dummyarbeit geführt werden.

Angepasst können auch Hunde mit HD Dummytraining betreiben.

Insbesondere das Kniegelenk wird durch die abrupten Richtungswechsel vermehrt belastet. Die Kreuzbänder müssen dabei erhebliche Translations- und Rotationskräfte abfangen. Bei Hunden mit bereits bestehenden Hüft- oder Knieproblematiken (wie Hüftdysplasie oder Kreuzbandinstabilitäten) können diese Bewegungen die Gelenkstabilität überfordern und zu akuten oder chronischen Überlastungssymptomen führen.

Propriozeptive und koordinative Herausforderungen des Dummytrainings:

Die Dummyarbeit findet oft in unebenem Gelände statt, was eine hervorragende Propriozeption (Eigenwahrnehmung der Körperposition im Raum) erfordert. Dein Hund muss in Sekundenbruchteilen seine Schrittlänge, seinen Absprungwinkel und seine Landetechnik an den Untergrund anpassen. Diese ständige Anpassung fordert das neuromuskuläre System und die Tiefensensibilität deines Hundes. Die Mechanorezeptoren in Gelenkkapseln, Bändern und der Muskulatur müssen kontinuierlich Positionsinformationen liefern, die vom zentralen Nervensystem verarbeitet werden, um eine adaptierte motorische Antwort zu generieren.

Kardiovaskuläre und respiratorische Belastung des Trainings mit dem Dummy:

Die Dummyarbeit stellt durch ihre Intervallstruktur (kurze, intensive Belastungsphasen wechseln sich mit Pausen ab) hohe Anforderungen an das Herz-Kreislauf-System. Besonders bei sommerlichen Temperaturen ist die Thermoregulation ein wichtiger Aspekt, da Hunde primär über die Atmung (Hecheln) ihre Körpertemperatur regulieren.

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Präventive Maßnahmen für die Dummyarbeit

Als verantwortungsbewusster Hundesportler solltest du folgende präventive Maßnahmen in deine Trainingsroutine integrieren:

Gezieltes Aufwärmtraining

Ein strukturiertes Aufwärmprogramm von 10-15 Minuten vor jeder Trainingseinheit ist essentiell. Dabei solltest du Folgendes beachten:

  • Beginne mit einem lockeren Spaziergang, um die Gelenke zu mobilisieren
  • Integriere aktive Mobilitätsübungen für die großen Muskelgruppen
  • Steigere langsam die Bewegungsintensität durch Übungen wie kontrolliertes Traben oder leichte Wendungen
  • Schließe mit sportartspezifischen Bewegungsabläufen in reduziertem Tempo ab

Spezifisches Krafttraining für die Arbeit mit Dummy beim Hund

Ein stabiler Rumpf (Core) und eine gut aufgebaute Nacken- und Halsmuskulatur ist wichtig, wenn du regelmäßig im Dummysport mit deinem Hund trainierst. Hier helfen gezielte Fitnessübungen, die du mit einem entsprechenden Experten erarbeiten kannst.
Möchtest du meine Hilfe bei deinem sportspezifischen Fitnesstraining? Dann vereinbare gerne ein Einzelcoaching (Online oder vor Ort in München).

Gewichtsmanagement

Ein optimales Körpergewicht deines Hundes reduziert die Belastung auf Gelenke und Bänder signifikant.

Regenerationsmanagement

Die Erholungsphase nach dem Training ist genauso wichtig wie das Training selbst. Implementiere folgende Regenerationsmaßnahmen:

  • Kontrolliertes Cool-down nach jeder Trainingseinheit
  • Manuelle Techniken wie oberflächliche Effleurage (sanftes Ausstreichen der Muskulatur)
  • Gezielte Entspannungsübungen
  • Ausreichende Ruhephasen zwischen den Trainingseinheiten (mindestens 48 Stunden bei intensivem Training)

Progression und Periodisierung

Ein gut strukturierter Trainingsplan berücksichtigt die progressive Steigerung der Belastung sowie Variationen in Intensität und Umfang:

  • Beginne mit einfachen, kurzen Dummyübungen auf ebenem Gelände
  • Steigere schrittweise die Komplexität durch unterschiedliche Untergründe
  • Variiere die Distanzen und die Anzahl der Dummys
  • Plane regelmäßige Entlastungswochen mit reduzierter Intensität ein
  • Berücksichtige die individuelle Konstitution und das Alter deines Hundes

Fazit Hundesport Dummy

Die Dummyarbeit ist eine vielseitige, anspruchsvolle Hundesportart, die bei korrekter Ausführung und adäquater Vorbereitung die körperliche und mentale Gesundheit deines Hundes fördern kann. Als Hundesportler trägst du die Verantwortung, deinen Hund optimal auf diese Belastungen vorzubereiten und präventive Maßnahmen zu integrieren.

Ein individuell abgestimmtes Trainingsprogramm, das die spezifischen Anforderungen der Dummyarbeit berücksichtigt, kann das Verletzungsrisiko signifikant reduzieren und die Leistungsfähigkeit deines Hundes nachhaltig verbessern. In Zweifelsfällen oder bei bereits bestehenden orthopädischen Problemen solltest du immer einen veterinärmedizinischen Orthopäden oder qualifizierten Hundephysiotherapeuten konsultieren.